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Diethelm Weidemann

Afghanistan 2014 – Ende einer Mission. Chance oder Marsch ins Ungewisse?

Berlin: trafo verlag dr. wolfgang weist 2015 (Studien zur Geschichte und Gegenwart Asiens 5); 171 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-86464-079-7
Wie sieht die Zukunft Afghanistans nach dem Abzug der NATO‑Kampftruppen aus? Gleich zu Beginn seines Buches stellt Diethelm Weidemann, langjähriger Direktor der Sektion Asienwissenschaften an der Humboldt‑Universität zu Berlin, klar, dass „die NATO ihre selbst formulierten militärischen Ziele trotz eines enormen Mitteleinsatzes weder strategisch noch operativ“ (7) erreicht habe. Gleiches gelte für die im Rahmen des Petersberg‑Abkommens von 2001 formulierten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ziele. Es gehe der internationalen Allianz unter Führung der USA seit dem Jahr 2009 lediglich um Gesichtswahrung, die man notfalls auch auf Kosten der Afghanen und der lediglich auf dem Papier bestehenden Stabilität erreichen wolle. Weidemann will mit seiner Untersuchung allerdings keine historische Abhandlung des westlichen Afghanistan‑Engagements nach 9/11 liefern, sondern konzentriert sich auf die aktuellen Geschehnisse mit Blick auf die sich für die Zukunft abzeichnenden Entwicklungen des Landes. Dabei betrachtet er vier Problemkreise: die Abzugsdebatte und ihre Ursachen im US‑amerikanischen Strategiewandel, die reale Sicherheitslage und ihre Folgen, die Perspektiven des Landes nach dem Abzug der ISAF sowie gegenwärtige Friedensansätze und ihre tatsächlichen Chancen auf Umsetzung. Zusammengenommen stellen diese sich bei ihm im Grunde als Gegenüberstellung von Anspruch der internationalen Koalition an ihr Handeln und Wirklichkeit der tatsächlichen Entwicklung der Sicherheitslage am Hindukusch dar. Einer dieser Problemkreise – aus Platzgründen kann hier nicht auf alle hiermit in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Aspekte eingegangen werden – hängt mit der Frage der Entwicklung des politischen System des Landes zusammen. Weidemann betrachtet dazu die Präsidentschaftswahlen von 2014 vor dem Hintergrund der Frage, inwiefern es sich hierbei womöglich um einen „neue[n] Anfang für Afghanistan“ (129) handeln könnte. Mit Blick auf ihren (symbolischen) Stellenwert für den Transformationsprozess – gewissermaßen als Lackmustest für die Überlebensfähigkeit der politischen Institutionen und Strukturen Afghanistans – mit Bedeutung aufgeladen, würde die Abstimmung „weder das Ende der tief greifenden Krise der afghanischen Gesellschaft bedeuten, noch in irgendeiner Weise die Existenz und die Wirkungsmechanismen der bestehenden afghanischen Konfliktkonstellation aufheben“ (132). Diese seien nur durch grundlegende Veränderungen der afghanischen Gesellschaft zu erreichen, die so schnell nicht zu erwarten seien.
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Rubrizierung: 2.684.412.3242.224.222.21 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Diethelm Weidemann: Afghanistan 2014 – Ende einer Mission. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39127-afghanistan-2014--ende-einer-mission_47449, veröffentlicht am 26.11.2015. Buch-Nr.: 47449 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken