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Hermann Weber / Jakov Drabkin / Bernhard H. Bayerlein / Aleksandr Galkin

Deutschland, Russland, Komintern. I. Überblicke, Analysen, Diskussionen. Neue Perspektiven auf die Geschichte der KPD und die Deutsch-Russischen Beziehungen (1918-1943)

Berlin/New York: Walter de Gruyter 2015 (Archive des Kommunismus - Pfade des XX. Jahrhunderts 5); VIII, 477 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-11-030098-7
Das deutsch‑russische Verhältnis war lange durch eine Besonderheit gekennzeichnet, die dieses von allen Beziehungen Deutschlands zu anderen Ländern im Grundsatz unterschied: Aus der einst originären deutschen Arbeiterbewegung hatte sich eine radikale Linke abgespalten, die nach der Oktoberrevolution ihre Unabhängigkeit aufgab und zu einer Sektion der Kommunistischen Internationale wurde. Diese Komintern, gegründet als Zusammenschluss aller kommunistischen Parteien mit dem Ziel der Weltrevolution, war, ganz im Sinne Lenins, straff zentralistisch organisiert. Die „Wirkungsmechanismen und personelle wie strukturelle Netzwerke offizieller sowie informeller Natur zwischen Sowjetspitze, der Komintern‑Führung und der KPD‑Zentrale“ (2) können „nach der Archivrevolution“, wie das Vorwort überschrieben ist, nun erstmals anhand der Quellen unmittelbar nachvollzogen werden. Für diese Edition wurden dazu über 500 Dokumente zusammengestellt, bei 300 handelt es sich um Erstveröffentlichungen. Ihre Auswahl orientierte sich nach Information der Herausgeber an der Absicht, „‚weiße[.] Flecken‘ in der Historiographie“ (5) zu beseitigen und bisher kontrovers diskutierte Punkte zu klären, außerdem werden Themen, die äußerster Geheimhaltung unterlagen, sowie die deutschlandbezogenen Beschlüsse des sowjetischen Politbüros dargestellt. Die Arbeiten für diese Edition wurden von der 1997 gegründeten „Gemeinsamen Kommission für die Erforschung der jüngeren Geschichte der deutsch‑russischen Beziehungen“ unterstützt. Ausführlich eingeleitet werden die im zweiten Teilband veröffentlichten Dokumente (siehe Buch‑Nr. 47871) mit vier Beiträgen, der erste stammt noch aus der Feder des 2014 verstorbenen Hermann Weber – er beschreibt die Wandlung der Kommunistischen Partei Deutschlands zur Empfängerin Moskauer Befehle. In dem Text von Jakov Drabkin über die Idee der Weltrevolution und ihre Transformation in der Kominterngeschichte ist zudem nachzulesen, wie Rosa Luxemburg als theoretische Gegenspielerin Lenins auftrat, dieser sich aber machtpolitisch durchsetzen konnte. In den Beiträgen von Bernhard H. Bayerlein und Alexander Galkin wird diese Entwicklung auf Basis der Dokumente weiter aufgeschlüsselt. Diese sind ebenso wie die Beiträge auch frei zugänglich im Internet einzusehen.
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Rubrizierung: 2.3112.622.222.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Hermann Weber / Jakov Drabkin / Bernhard H. Bayerlein / Aleksandr Galkin: Deutschland, Russland, Komintern. Berlin/New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39138-deutschland-russland-komintern_47870, veröffentlicht am 26.11.2015. Buch-Nr.: 47870 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken