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Saskia Steiger / Jochen Schiller / Lars Gerhold (Hrsg.)

Sicherheitsforschung im Dialog. Beiträge aus dem Forschungsforum Öffentliche Sicherheit

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015; 242 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-631-65848-2
Wie sicher wollen wir leben? Unter diesem Titel hat das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit der Freien Universität Berlin im Wintersemester 2013/14 eine Ringvorlesung veranstaltet mit dem Ziel, den Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis über die „vielfältigen Aspekte einer neuen Sicherheitskultur“ (11) zu fördern. Mit diesem Band werden die Vorträge und zwei Diskussionsrunden dokumentiert. Das Thema Sicherheit wird in vierfacher Perspektive aufgefächert: in Bezug auf Gesellschaft, Technik, Recht und Praxis. Den Schwerpunkt bilden Fragen zum Verhältnis von Sicherheit und Gesellschaft. Ortwin Renn befasst sich mit dem Wandel der individuellen Risikowahrnehmung unter dem steigenden Einfluss der virtuellen Welt. Für ihn leben wir „gerade nicht in einer Risikogesellschaft [verstanden im Sinne von Ulrich Beck]. Wir haben uns nur mit der Überzeugung angefreundet, in einer Risikogesellschaft zu leben“ (44), lautet seine Einschätzung. Dass für die Wahrnehmung von Krisen, Risiken und Bedrohungen vornehmlich die öffentliche Kommunikation eine bedeutende Rolle spielt, stellen Julia Drews und Juliana Raupp in ihrem Beitrag heraus. Danach werden gerade in der Onlinewelt, die neue Potenziale für die „Antizipation, Vorbereitung und Bewältigung von Krisen“ (64) bereitstellt, „Fragen der öffentlichen und medialen Konstruktion von Sicherheit und Unsicherheit virulent“ (65). Christoph Gusy untersucht die Schnittstelle von Recht und Sicherheit. Er macht auf einen Rollenwandel des Staates aufmerksam, dem ursprünglichen Konzept der Gefahrenabwehr ist eine zunehmende Verrechtlichung und Verstaatlichung der Sicherheit gewichen. Im Abschnitt zum Thema Technik erklärt Felix Freiling die Funktionsweise von Überwachungstechniken staatlicher Spähsoftware. Ohne die „Gefahren einer maßlosen Nutzung staatlicher Ermittlungsbefugnisse“ verschleiern zu wollen, relativiert der Autor mit Blick auf die globalen Internetunternehmen die Ängste vor einer Totalüberwachung durch die Sicherheitsbehörden: „Bei regelmäßiger Nutzung elektronischer Medien haben Nachrichtendienste und globale Internetkonzerne sicherlich tiefere Einblicke in die Vergangenheit eines Nutzers, als es die Polizei je hatte und haben wird.“ (143) Insgesamt bietet der Band einen breit gefächerten interdisziplinären Zugang zum Thema, der deutlich macht, dass die Bestimmung von Sicherheit an gesellschaftliche Aushandlungsprozesse gebunden ist.
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Rubrizierung: 2.3432.333 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Saskia Steiger / Jochen Schiller / Lars Gerhold (Hrsg.): Sicherheitsforschung im Dialog. Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39341-sicherheitsforschung-im-dialog_47381, veröffentlicht am 04.02.2016. Buch-Nr.: 47381 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken