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Silke Helfrich / David Bollier / Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.)

Die Welt der Commons. Muster gemeinsamen Handelns

Bielefeld: transcript Verlag 2015; 379 S.; 19,99 €; ISBN 978-3-8376-3245-3
„Commons stellen zahlreiche Prämissen unserer modernen Zivilisation grundlegend in Frage“ (22), sind sich Silke Helfrich und David Bollier, Herausgeber_innen des zweiten Bands der geplanten Trilogie der Commons, sicher. Ähnlich wie im ersten Band (Buch‑Nr. 42309) wollen sie und die beteiligten Autor_innen Alternativen im Feld zwischen staatlicher Regulierung und marktbasierter Kosten‑Nutzen‑Fixierung aufzeigen. Anders als im ersten Band ist hier jedoch ein (noch) globalerer Charakter zu erkennen, was nach einer kurzen Orientierung (Teil I) besonders den langen zweiten Teil des Buches enorm bereichert. Einerseits zeigen die unzähligen Beispiele des (meist) funktionierenden „Commonings“ die grandiose Vielfalt und Möglichkeiten gemeinsamen Handelns auf. Dazu zählen klassische Ressourcenfragen, wie rumänische Gemeinschaftswälder oder die Bearbeitung von Ackerland in verschiedensten Kulturen, aber immer mehr auch über nachbarschaftliche Verhältnisse hinaus Commons in internetbasierten Technologien (Programmierung), Theater und Kunst oder auch bezüglich Wissen (OpenCourseWare) und Forschung. Somit bedarf es einer Kultur des Commoning, die durch persönliches Engagement und nicht durch Regeln und Institutionalisierung erfolgreich ist. In Interaktion wird somit Sinn und Identität konstruiert. Diese ontologischen Annahmen und die vielfältigen Beispiele verdeutlichen das durchdachte und langfristig angelegte Konzept der Herausgeber: Konzeptionelle Systematisierungen des ersten Bands werden verworfen und nun im dritten Teil losere „Muster“ von Commons‑Typen identifiziert. Der Beitrag von Étienne Le Roy sticht dabei aufgrund der Auseinandersetzung mit dem (französischen) Strukturalismus von Claude Lévi‑Strauss hervor und ergänzt die konzeptionellen Überlegungen der Herausgeber_innen vorzüglich. Allerdings kann die Tragweite der Systematisierung noch nicht vollumfänglich bewertet werden, da diese im dritten Band der Trilogie abschließend vorgenommen werden soll, was auch sehr notwendig erscheint. Dieser forschungspraktische Prozesscharakter, an dem die Leser_innen beteiligt werden, ist interessant und zeigt die Neuartigkeit besonders der internetbasierten Commons. Doch wenn die Commons auch in Zukunft ein Forschungsfeld bleiben sollen, sind Kategorisierungen unbedingt notwendig. Es ist zu hoffen, dass die Herausgeber_innen ihren an verschiedenen Stellen geäußerten Zweifel an Systematisierungen zumindest teilweise für den dritten Band revidieren und aus ihrer Forschung heraus Kategorien von Commons vorlegen.
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Rubrizierung: 2.22.222.2622.2632.612.652.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Heuser, Rezension zu: Silke Helfrich / David Bollier / Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Die Welt der Commons. Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39358-die-welt-der-commons_47958, veröffentlicht am 04.02.2016. Buch-Nr.: 47958 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken