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Lina Schneider

Der Einfluss der Weltbankgruppe auf gleichheitsorientierte Politiken in Lateinamerika

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Equality-Oriented Policies 3); 326 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-2602-8
Diss. Regensburg; Begutachtung A. Graser, S. Bierling. – In kaum einer anderen Region engagiert sich die Weltbank so stark wie in Lateinamerika. Lina Schneider fragt nicht nur nach der Art und Weise, wie die Weltbank auf dortige nationale Politiken Einfluss nimmt, sondern auch, ob ihr Motiv „tatsächlich darauf ausgerichtet ist, Armut zu reduzieren und Gleichheit zu fördern“ (30) – oder ob es ihr „an einer Daseinsberechtigung in Lateinamerika fehlt“ (274). Die Analyse gründet sich vornehmlich auf Literaturrecherche, Dokumente der Weltbankgruppe sowie auf Befragungen in vier lateinamerikanischen Staaten. Nach einer einführenden Darstellung der Institution und der Armutssituation in Lateinamerika systematisiert die Autorin die Einflussmechanismen der Weltbank, die sie in „harte“ und „weiche“ unterteilt. Während Erstere die finanziellen Projektförderungen umfassen, die das „Kerngeschäft“ (275) der Bank ausmachen, werden unter Letzteren wissensorientierte Instrumente der Beratung und Evaluation gefasst. Obwohl die Autorin den Einfluss der Weltbank aufgrund fehlender Vertragsdokumente mit den Staaten für nur schwer nachweisbar hält, kommt sie zu dem Ergebnis, dass dieser seit den 1990er‑Jahren gesunken ist. Zwar orientiere sich die Darlehensvergabe weiterhin an Dezentralisierungs‑ und Privatisierungszielen, diese Aufgabe sei aber hinter der Beratungsfunktion zurückgetreten, sodass „von einem übergeordneten Gewicht der Standpunkte der Weltbankgruppe nicht gesprochen werden“ (280) könne. Auch die Rolle der USA habe durch institutionelle Reformen „deutlich abgenommen“ (283), während die im Zuge der Strukturanpassungsmaßnahmen der 1980‑ und 1990er‑Jahre kritisierten neoliberalen Motive „nicht mehr primär handlungsleitend“ (285) seien. Kritisiert wird hingegen die profitorientierte Ausrichtung, durch die Aspekte der Armutsbekämpfung „zum Teil hinter wirtschaftlichen Interessen […] zurücktreten müssen“ (287). Gerade aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung mit Entwicklungszusammenarbeit und Projektevaluation und ‑überwachung bestehe für die Weltbankgruppe in der Region aber „weiterhin ein Bedarf“ (291).
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Rubrizierung: 4.442.652.2634.434.3 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Lina Schneider: Der Einfluss der Weltbankgruppe auf gleichheitsorientierte Politiken in Lateinamerika Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39638-der-einfluss-der-weltbankgruppe-auf-gleichheitsorientierte-politiken-in-lateinamerika_48168, veröffentlicht am 28.04.2016. Buch-Nr.: 48168 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken