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Anton Ed Bebler (Hrsg.)

"Frozen conflicts" in Europe

Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2015; 215 S.; 49,90 €; ISBN 978-3-8474-0133-9
Gewaltförmige Konflikte sind in der heutigen EU ein Relikt vergangener Zeiten, aber als kollektive Erfahrung seit der frühen Neuzeit sehr wohl präsent. Der Sprachenstreit in Belgien, der Grenzkonflikt zwischen Estland und Russland, die Territorialfragen zwischen Spanien/Großbritannien und Spanien/Marokko, der Oblast Kaliningrad oder die Autonomiefragen in Spanien, Großbritannien oder Italien zeigen indessen vor allem eines: Das Friedensprojekt Europa funktioniert, weil diese Konflikte politisch gelöst werden und das eher sporadische Aufkommen von politisch motiviertem Terror in den Staaten andere Ursachen hat. An den EU‑Außengrenzen sieht dies aber ganz anders aus, wie Anton Ed Bebler, Universität Ljubljana, aus gegebenem Anlass (Ukraine/Russland) in Erinnerung ruft und was auch die in diesem Band als Resultat einer Konferenz in Bled (Slowenien) versammelten Fallstudien veranschaulichen. Wenn heute schon die 28 EU‑Mitgliedstaaten keine Linie in der Flüchtlingskrise finden, wie sollen sie sich dann zu den bislang eingefrorenen Konflikten in der unmittelbaren Nachbarschaft verhalten, sollten diese gewaltsam eskalieren? Bebler verweist als Anhänger der Huntington‘schen Wellentheorie nicht ohne Grund auf dieses Szenario. Staaten und zumal Imperien haben nur bedingt dauerhaften Bestand. Das Völkerrecht hinkt dieser Entwicklung hinterher, die etablierten Politikmuster auf der internationalen Bühne funktionieren nur noch bedingt. Von daher ist es durchaus angebracht, einen Blick auf die Entwicklungen in Moldau, Zypern, Georgien, Aserbaidschan und Serbien zu werfen und an die jeweiligen Ursachen beziehungsweise Konfliktverläufe zu erinnern. All diese Problemfälle haben gemeinsam, dass Grundprinzipien der UN‑Charta missachtet werden. Das gilt für die Nichteinhaltung des Selbstbestimmungsrechts der Völker ebenso wie für die Missachtung der territorialen Integrität der Staaten. Während jeweils ein Beitrag in den jeweiligen Konflikt einführt – so zum Beispiel Natalya Belitsers interessante Analyse zum Thema Transnistrien – lassen ergänzende Expertenkommentare die Vielschichtigkeit der Problemlagen – etwa zum Kosovo – aufscheinen. Dass die jeweiligen Autorinnen und Autoren einen regionalen Bezug haben, verleiht den Beiträgen eine zusätzliche Authentizität, die im deutschsprachigen Raum so nur schwer zu finden ist.
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Rubrizierung: 4.412.612.622.63 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Anton Ed Bebler (Hrsg.): "Frozen conflicts" in Europe Opladen u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39645-frozen-conflicts-in-europe_48289, veröffentlicht am 28.04.2016. Buch-Nr.: 48289 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken