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Gunter Hofmann

Helmut Schmidt. Soldat, Kanzler, Ikone. Biographie

München: C. H. Beck 2015; 646 S.; geb., 24,95 €; ISBN 978-3-406-68688-7
Es ist bemerkenswert, wie neuere Schmidt‑Biografen das Soldatsein des 1918 geborenen Hamburgers prominent behandeln, allen voran Sabine Pamperrien in ihrer breit rezipierten kritischen Studie „Helmut Schmidt und der Scheißkrieg: Die Biografie 1918 bis 1945“. In diesem Fall wird der soldatische Lebensabschnitt sogar gleichberechtigter Teil des untertitelnden Dreiklangs – Soldat, Kanzler, Ikone –, bleibt aber dennoch quantitativ durchaus begrenzt. Die politische Karriere und deren Nachhall als Elder Statesman und öffentliches Gewissen nehmen in Gunter Hofmanns Buch weitaus mehr Raum ein. Hofmann, bis 2008 Chefkorrespondent der ZEIT, hat Helmut Schmidt jahrzehntelang als Journalist in der Bonner und später auch der Berliner Republik begleitet und zuletzt eine Studie zu dessen Freundschaft mit Willy Brandt vorgelegt (siehe Buch‑Nr. 42989). Er weiß: Eine Verquickung von Leben und Wirken, „das Verhalten als Politiker, die getroffenen Entscheidungen aus dem eigenen Leben heraus erklären“ (10), war Schmidt selbst fremd. Dennoch oder gerade deswegen nähert Hofmann sich Schmidt auch über dessen spärliche Selbstreflexionen, etwa seinen Rückblick auf seine „unpolitische Jugend“. Außerdem wolle er, so Hofmann zu Beginn, das „Verehrungs‑Verhältnis“ (15) der Deutschen zum Altkanzler erklären – eine Aufgabe, an der sich neuerdings allerhand Schmidt‑Kenner abarbeiten (siehe Buch‑Nr. 47878). Wirklich konsequent verfolgt Hofmann dieses Unterfangen aber nicht. Auch ist seine Schmidt‑Biografie nicht so geradlinig chronologisch erzählt wie das Inhaltsverzeichnis zunächst vermuten lässt. Der Autor beleuchtet Schmidts Beziehungen zu wichtigen Personen und Weggefährten, einigen widmet er eigene Kapitel, wie etwa Karl Schiller, Schmidts „erste[m], herausragende[m] Lehrer“ (85), der wenig später als Hamburger Wirtschaftssenator den jungen Diplomökonomen Schmidt als persönlichen Referenten einstellte, oder natürlich Willy Brandt, den Schmidt als „zu harmoniebedacht“ (142) wahrgenommen habe. Daneben findet auch Schmidts Sicht auf außenpolitische Verhandlungspartner wie Valéry Giscard d'Estaing, Leonid Breschnew oder Jimmy Carter ihren Platz. Prägend für das auch Laien leicht zugängliche Buch ist ein journalistischer, teils feuilletonistischer Stil, dabei bleibt Hofmann keineswegs im Anekdotenhaften stecken.
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Rubrizierung: 2.32.3132.3314.21 Empfohlene Zitierweise: Frank Kaltofen, Rezension zu: Gunter Hofmann: Helmut Schmidt. München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39653-helmut-schmidt_48064, veröffentlicht am 04.05.2016. Buch-Nr.: 48064 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken