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Samuel Salzborn

Kampf der Ideen. Die Geschichte politischer Theorien im Kontext

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 201 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-2324-9
Samuel Salzborn, Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Georg‑August‑Universität Göttingen, verbindet mit seiner Überblicksdarstellung zur Geschichte der politischen Theorien in der Moderne zwei nicht umstandslos zu vereinbarende Ansprüche. Das Buch soll zwar Einführungscharakter haben, jedoch ohne – wie im Falle eines Lehrbuchs – durchgehend an die herrschenden Sichtweisen des Teilbereichs Ideengeschichte gebunden zu sein. Die beabsichtigte Abweichung von den Konventionen des Faches bezieht sich auf den Versuch, „eine metatheoretische Skizze zur Entstehung und Wechselwirkung politischer Theorien im internationalen Rahmen zu formulieren“ (8). In methodologischer Hinsicht folgt Salzborn dabei dem Ansatz von „Pipers Handbuch der politischen Ideen“ (herausgegeben von Iring Fetscher und Herfried Münkler), das die Kontextgebundenheit als Ausgangspunkt der Interpretation politischer Ideen unterstreicht. Für den methodischen Rahmen seiner Studie sind – neben der Hermeneutik als „Königsmethode der Politikwissenschaft“ – die mit dem historischen Kontextualismus verbundene Diskursanalyse und die politische Kulturforschung leitend. Mit Blick auf die international vergleichende Theoriediskussion möchte Salzborn explizit über den „männlich geprägten, europäisch‑amerikanischen Tellerrand“ (9) hinausgehen. Dies allerdings, ohne einem Relativismus das Wort zu reden: Er plädiert für einen „aufgeklärten Universalismus“, der die Ideen von Aufklärung und Emanzipation nicht allein dem Westen zuschreibt und zugleich zur Kenntnis nimmt, dass Rassismus und Antisemitismus „auch integraler Bestandteil postkolonialer Gesellschaften sind“ (33 ff.). In thematischer Hinsicht befasst er sich zunächst mit den Ambivalenzen und Widersprüchen der Ordnungsvorstellungen der klassischen Moderne, dabei schlägt er den Bogen von den Impulsen der Aufklärung bis hin zum Totalitarismus. Chancen und Grenzen einer reflexiv gewordenen Moderne sind Gegenstand des folgenden Kapitels, das sich mit dem Kampf um Deutungshoheiten im Zuge von Postkolonialismus, Feminismus, Umweltschutz, Deliberation und Demokratisierung auseinandersetzt. Das abschließende Kapitel diskutiert einerseits Gegenbewegungen zur Moderne wie Antiamerikanismus, Islamismus, Antisemitismus und andererseits Prozesse des Staatsverfalls.
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Rubrizierung: 5.1 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Samuel Salzborn: Kampf der Ideen. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39705-kampf-der-ideen_47888, veröffentlicht am 26.05.2016. Buch-Nr.: 47888 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken