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Gerhart Baum / Burkhard Hirsch, in Zusammenarbeit mit Gabriela Herpell und Thomas Bärnthaler

Der Baum und der Hirsch. Deutschland von seiner liberalen Seite

Berlin: Propyläen Verlag 2016; 272 S.; geb., 22,- €; ISBN 978-3-549-07471-8
Jahrzehntelang haben sie in der FDP eng für einen linksliberalen Kurs von Partei und Politik zusammengearbeitet – Gerhart Baum und Burkhard Hirsch. Bis heute sind sie freundschaftlich verbunden. In einem Gespräch, geführt von Gabriela Herpell und Thomas Bärnthaler vom „Süddeutsche Zeitung Magazin“, lassen sie nun ihr politisches Wirken und ihr Leben Revue passieren. Beide wuchsen in Ostdeutschland auf und zogen mit ihren Familien in den 1940er‑Jahren nach Westdeutschland. Kennengelernt haben sie sich in den 1950er‑Jahren bei den Jungdemokraten, der Jugendorganisation der FDP. Sie berichten im Gespräch von ihren Erlebnissen, Stichworte sind die Adenauer‑Zeit, die Spiegel‑Affäre, der Aufbruch der 68er und der Fall der Mauer. „Wir haben in den sechziger Jahren angefangen zusammenzuwirken, als wir die FDP auf eine sozialliberale Koalition vorbereiten wollten. Unter anderem haben wir gemeinsam am wegweisenden Freiburger Programm von 1971 mitgearbeitet.“ Ihre Zusammenarbeit intensivierten sie noch, als beide 1972 unter der sozialliberalen Koalition im Bundestag wirkten – Baum als Parlamentarischer Staatssekretär bei dem damaligen Innenminister Hans‑Dietrich Genscher, Hirsch als Abgeordneter der FDP. Laut Hirsch war ihre Zusammenarbeit während dieser Zeit „sehr gut und wirkungsvoll […], zum Beispiel beim Datenschutz, in der Umweltpolitik und beim Ausländerrecht. Später dann in der Innenministerkonferenz.“ (10) Als Vertreter des linksliberalen Flügels der FDP ging es ihnen, mit den Worten von Baum, vor allem um „Freiheit, Bürgerrechte, Menschenrechte, Kampf gegen Bevormundung und Gängelei. Auch Freiheit für wirtschaftliche Entwicklung in sozialer Verantwortung“ (259) und der Ausbau des Bildungswesens seien ihnen wichtig gewesen. Das Ende der sozialliberalen Koalition 1982 und die „Wende“ im Kurs der FDP waren auch für Baum und Hirsch eine Zäsur, wie sie berichten. Trotzdem sei ein Austritt aus der FDP nicht infrage gekommen. Während für Baum eine politische Alternative fehlte, konnte Hirsch sich nicht vorstellen, Wahlkampf gegen seine ehemalige Partei zu machen. Beide wollten die FDP von innen heraus verändern, doch es gelang ihnen nicht mehr, deren Kurs entscheidend zu verändern. In den 1990er‑Jahren zogen sie sich schließlich aus der aktiven Politik zurück. Sie berichten, wie sie diese Jahre erlebt haben und analysieren die Folgen der Terroranschläge des 11. September 2001 sowie die jüngsten Herausforderungen Europas durch die Eurokrise, den Ukrainekonflikt und die Flüchtlinge. Was die FDP betrifft, wünschen sie sich für die Zukunft eine Partei, die sich wieder stärker an linksliberaleren Vorstellungen orientiert und setzen große Hoffnungen in Christian Lindner.
{JBU}
Rubrizierung: 2.32.3312.31 Empfohlene Zitierweise: Jessica Burmester, Rezension zu: Gerhart Baum / Burkhard Hirsch, in Zusammenarbeit mit Gabriela Herpell und Thomas Bärnthaler: Der Baum und der Hirsch. Berlin: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39936-der-baum-und-der-hirsch_48321, veröffentlicht am 21.07.2016. Buch-Nr.: 48321 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken