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Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Wachstum im Wandel. Chancen und Risiken für die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft

Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung 2016; 191 S.; geb., 25,- €; ISBN 978-3-86793-687-3
Angesichts sich rasant wandelnder gesellschaftlicher Bedingungen, die nicht nur neue Entfaltungsmöglichkeiten, sondern auch immer mehr Armuts‑ und Abstiegsrisiken für immer mehr Menschen bereit halten, bedarf es der Einordnung dessen, was ist, und eines Ausblicks darauf, was kommen mag. Immerhin, so heißt es im Vorwort, gebe es angesichts aller zeitgenössischen Transformationsdynamiken auch eine positive Nachricht: „Die Soziale Marktwirtschaft hat sich als Wirtschaftsordnung bis heute bewährt.“ (6) Das allerdings sei kein Grund, sich auszuruhen. In zwölf Interviews mit führenden Intellektuellen aus dem geistes‑ und sozialwissenschaftlichen Fächerspektrum geht es daher um die Frage, worin „die tiefgreifenden Veränderungen der kommenden Jahrzehnte für unsere Art zu wirtschaften und in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben“ (7) bestehen. Die Antworten auf diese Frage fallen naturgemäß sehr unterschiedlich aus. Hartmut Rosa etwa betont, dass der gegenwärtige Wachstumszwang einzig der Systemstabilisierung diene, worin er einen Systemfehler des Gegenwartskapitalismus ausmacht. Statt sich blindlings an den Fetisch Wachstum zu binden, gelte es, das Grundverständnis einer „echten Postwachstumsgesellschaft“ (145) zu entwerfen: „Wir bräuchten ein System, das nicht vollständig auf Markt und Wettbewerb verzichtet, ihnen aber einen begrenzten Ort zuweist.“ (146) Katharina Zweig verweist auf ein nicht minder relevantes Problem moderner Marktwirtschaften – das der Datensammlung und ‑verknüpfung. Beidem könne man sich, so Zweig, nur um den Preis der verminderten Teilhabe an der Gesellschaft entziehen. Auch in diesem Sinne sei die gegenwärtige Digitalisierung nur „vordergründig extrem demokratisch“ (57). Tatsächlich seien Teilhabe‑, Artikulations‑ und Verfügungsrechte im Internet aber sehr ungleich verteilt; wer auf welche Daten zugreifen dürfe, sei restriktiv geregelt, Artikulationsmöglichkeiten seien kontingent verteilt. Steuerung durch den Staat, so Zweig weiter, sei sicherlich erforderlich, um hier demokratische Praxis zu behaupten. Ebenso erforderlich sei aber auch eine weitergehende Erforschung der Konsequenzen einer Digitalisierung so gut wie „aller Lebensbereiche“: Es könnte „das Jahrhundert der Humanwissenschaften werden und nicht nur das Jahrhundert der Digitalisierung“ (60).
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Rubrizierung: 2.32.3312.352.342 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wachstum im Wandel. Gütersloh: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40025-wachstum-im-wandel_48175, veröffentlicht am 25.08.2016. Buch-Nr.: 48175 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken