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Günter Ropohl

Das Wesen der Wirtschaft. Und das Unwesen der Ökonomen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 187 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-2513-7
„Nun gibt es den Streit der Lehrmeinungen natürlich in jedem Fach, aber dass aus umstrittenen Theorien vorschnell politische Empfehlungen mit großer gesellschaftlicher Tragweite abgeleitet werden, das gehört zu dem, was ich das Unwesen der Ökonomen nenne.“ (25 f.) Ausgehend von der alltäglichen und eher unwissenschaftlichen Verwendung des Wirtschaftsbegriffes unternimmt es der Verfasser, anhand zentraler ökonomischer Gegenstandsbereiche, „das Wesen der Wirtschaft“ zu umreißen. Ob zu „Arbeitsteilung“, „Geld und Kapital“, zu „Unternehmen“ oder etwa zu „Marktwirtschaft und Kapitalismus“, stets befragt Günter Ropohl die „Konstrukte der heutigen Ökonomik“ danach, ob sie tauglich sind, hilfreiche Vorstellungen menschlicher Lebenspraxis zu entwickeln. Dabei weist er ganz explizit darauf hin, dass nicht die gängigen Fragen der Wirtschafts‑ oder Unternehmensethik im Zentrum seiner Betrachtung stehen, sondern er zielt in geradezu ideologiekritischer Perspektive auf eine – wie er es nennt – „ganzheitliche Lehre von wirtschaftenden Menschen in der Gesellschaft“ (182). Allerdings: Eine Ökonomik, die aus der Perspektive gelingenden Lebens den Anspruch erheben dürfte, den Menschen zu dienen, müsste auch anspruchsvoller sein und vermeintliche ökonomische Grundgewissheiten auf den kritischen Prüfstand stellen. Ökonomen, die als „Marktfundamentalisten“ den „‚Markt‘ geradezu als Apotheose der Freiheit feier[n]“ (145), verschleiern mit ihrer modellhaften Verklärung der Marktwirtschaft die freiheitsgefährdende Grundsignatur des Kapitalismus. In ihren „Verblendungen der Ökonomik“ (169) gefangen, kolportieren Ökonomen, die zum Opfer ihrer eigenen Spezialisierung geworden sind, das Wachstumsmodell ungehemmter und entfesselter Geldvermehrung. Damit werden Ökonomen – so Ropohl – zu Propagandisten eines unreflektierten „Wachstumsfetischismus“ (178), mit der Folge, dass die Pluralität lebensweltlicher Maßstäbe dem Unifizierungsdiktat der Ökonomik zum Opfer fällt. Gemeinhin nennt man diese Tendenz, die spezielle Sichtweise der Ökonomik auf alle Lebensbereiche zu übertragen, „Ökonomisierung des Lebens“ (179).
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Rubrizierung: 2.22.225.42 Empfohlene Zitierweise: Karl-Heinz Breier, Rezension zu: Günter Ropohl: Das Wesen der Wirtschaft. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40024-das-wesen-der-wirtschaft_48237, veröffentlicht am 25.08.2016. Buch-Nr.: 48237 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken