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Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück / Präsident der Universität Osnabrück (Hrsg.)

Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissenschaft 22/2015. Grenzüberschreitungen. Osnabrücker Friedensgespräche 2014. Musica pro Pace 2014. Beiträge zur Friedenforschung

Göttingen: V&R unipress 2015; 221 S.; geb., 23,- €; ISBN 978-3-8471-0517-6
Die Beschäftigung mit dem Titelthema „Grenzüberschreitungen“ verstehen die Herausgeber als einen „Ansporn für die eigene Urteilsfindung“ (7) und als einen Versuch, vor dem Hintergrund anhaltender Konflikte „Möglichkeiten einer Vermittlung zwischen Gegnern aufzuspüren“ (8). Zu den erörterten Themen zählen neben der Bundeswehr, der Zukunft Europas und den mit der Digitalisierung verbundenen Herausforderungen auch die Rolle der Religion und die potenziell politische Dimension von Musik. Der Band dokumentiert sechs Podiumsdiskussionen, die im Rahmen der seit 1986 in Osnabrück stattfindenden Friedensgespräche im Jahr 2014 veranstaltet wurden. Zum Thema „Soldat sein, heute“ zeigt der Journalist Dirk Kurbjuweit den Kontrast zwischen der Bereitschaft der deutschen Soldat_innen, im Afghanistankrieg „zu schießen und zu sterben“ (19), und dem fehlenden Rückhalt der Bevölkerung auf. Auch die durch die Aussetzung der Wehrpflicht verstärkte Isolierung der Bundeswehr sei „genau das Gegenteil von dem, was wir wollen, nämlich den Soldaten als Bürger in Uniform“ (29), wie der Wehrbeauftrage des Bundestages Hellmut Königshaus zu bedenken gibt. Die Sichtbarmachung der Bundeswehr in der Gesellschaft über Schulen oder Bundeswehruniversitäten sowie die verlässliche Unterstützung der Soldat_innen bei traumatischen Erlebnissen könnten eine Gegenmaßnahme sein. Der Toleranzfähigkeit der Religionen widmen sich die Theologin Margot Käßmann und der Religionswissenschaftler Jan Assmann. Während Letzterer den monotheistischen Religionen einen historisch entstandenen Absolutheitsanspruch und eine „Theologie der Differenz“ unterstellt, die durch eine „Theologie der Gemeinsamkeit ergänzt werden [müsse]“ (114), betont Käßmann die Verführbarkeit der Religionen durch machtpolitische Interessen einerseits und ihre Lernfähigkeit andererseits. Beide unterstreichen die Bedeutung von Bildung und gegenseitiger Begegnung für ein friedliches Miteinander. Vor dem Hintergrund islamistischen Terrors, enormer Migrationsbewegungen und eines durch Wirtschaftskrise, Ukrainekrieg und Rechtsruck herausgeforderten Europas liefert der Band wichtige Denkanstöße.
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Rubrizierung: 2.232.3242.632.684.13.1 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück / Präsident der Universität Osnabrück (Hrsg.): Osnabrücker Jahrbuch Frieden und Wissenschaft 22/2015. Göttingen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40068-osnabruecker-jahrbuch-frieden-und-wissenschaft-222015_48351, veröffentlicht am 15.09.2016. Buch-Nr.: 48351 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken