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David Adler

Doppelte Hegemonie. Hegemonialisierung im War on Terror-Diskurs nach der Tötung Bin Ladens

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Politische Diskurse 2); 146 S.; 29,- €; ISBN 978-3-8487-2415-4
Magisterarbeit Mainz; Begutachtung: J. Angermüller. – David Adler untersucht die Tötung Osama Bin Ladens am 1. Mai 2011 als Ereignis im Diskurs über den „War on Terror“. Im Besonderen interessiert er sich für die Frage, wie die Rede von US‑Präsident Obama sowie die Reaktionen anderer Staatschefs, Journalist_innen oder Al Kaida den Diskurs strukturierten und Machtbeziehungen national wie international bestimmten („doppelte Hegemonie“). Im Ergebnis wird ein dezentrales Verständnis von Hegemonie herausgearbeitet. Hegemonie operiere „durch Heterogenität hindurch“ (121), indem substanzlose Begriffe wie „Sicherheit“ und „Einheit“ einerseits vereinheitlichende Anschlussmöglichkeiten böten, andererseits von den unterschiedlichen Akteuren je spezifisch, zum Teil auch widersprüchlich und gegenläufig mit Inhalt gefüllt würden. Die Anrufung eines unbestimmt bleibenden „Wir“ etwa ermögliche es, „eine imaginäre Kontinuität über mannigfaltige Kontexte hinweg zu suggerieren“ (126) und den Terrorismus als gemeinsamen und zu überwindenden Sicherheitsmangel zu definieren. Andererseits lasse sie auch Interpretationen zu, die Al Kaida und die USA „gemeinsam als Rechtsbrecher und Aggressoren vereint“ (105), die staatliche Souveränitätsrechte und Menschenrechte verletzten. Der diskursanalytischen Textarbeit ist ein theoretisches und methodisches Kapitel vorangestellt, in dem Adler die Prozesshaftigkeit von Diskursen betont („Hegemonialisierung“ statt „hegemonial“) und eine „minimale Hermeneutik“ (54) vorschlägt. Mit dieser will er „dem Diskurs auf seinen Fluchtlinien folgen“ (55), um sowohl die Offenheit von Sinnzusammenhängen als auch die notwendige Interpretation und vorübergehende Festlegung eines Ausgangspunkts (Obamas Rede) zu berücksichtigen. Entsprechend begreift er die Zustimmung anderer Akteure zu Obamas Rede auch nicht bloß als einfachen „Durchgangspunkt“ (38), sondern als „(oft minimale) Transformation der bestehenden Ordnung“ (38). Die Studie ist ein Beispiel für eine gelungene und erkenntnisreiche Operationalisierung aktueller hegemonietheoretischer Perspektiven.
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Rubrizierung: 4.14.412.25 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: David Adler: Doppelte Hegemonie. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40081-doppelte-hegemonie_47848, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 47848 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken