Skip to main content
Minou Banafsche / Hans-Wolfgang Platzer (Hrsg.)

Soziale Menschenrechte und Arbeit. Multidisziplinäre Perspektiven

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Schriften zur europäischen Arbeits- und Sozialpolitik 15); 205 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-2279-2
Soziale Menschenrechte gewinnen durch Prozesse wie „Globalisierung, Europäisierung und Privatisierung“ (9) für Politik und Forschung an zunehmender Relevanz, schreiben Minou Banafsche und Hans‑Wolfgang Platzer. Sie betonen die Vielschichtigkeit der Thematik und begründen darin den multidisziplinären Ansatz ihres Sammelbandes. In den Beiträgen werden unter anderem philosophische, rechts‑ und politikwissenschaftliche Perspektiven wiedergeben. Sie beruhen auf einer Tagung, die im Juni 2014 in Kassel von der Querschnittsarbeitsgruppe Soziale Menschenrechte veranstaltet wurde. Die Gruppe ist Teil des Forschungsverbunds für Sozialrecht und Sozialpolitik der Hochschulen Fulda und Kassel. Felix Welti definiert einleitend soziale Menschenrechte als unscharfen Sammelbegriff für die Rechte „auf Arbeit, auf angemessenen Lebensstandard und Existenzsicherung, auf Gesundheit und auf Bildung“ (17). Diese Liste sei aber nicht abschließend, was etwa an der UN‑Resolution zum „Menschenrecht auf Wasser“ (23) von 2010 deutlich werde. Welti unterstreicht die sozialen Menschenrechte in ihrer Bedeutung als Grundlage für dauerhaften Frieden. Als gewichtige Frage wird in zwei Beiträgen erörtert, ob es ein Menschenrecht auf Arbeit geben könne beziehungsweise sogar müsse: Walter Pfannkuche bejaht dies als „moralisch notwendig“ (48), da die Einführung des Rechtes vermeidbares Leiden verhindern helfe. Zudem traut er der aktuellen deutschen Arbeitsmarktpolitik keine dauerhaft positive Wirkung zu und so sei eine Alternative nötig, die helfe, vorhandene Beschäftigungszeit umzuverteilen. Henning Hahn sieht dagegen „[k]ein Recht auf Arbeit“ (51). Arbeit sei nicht unbedingt „intrinsisch wertvoll“ (53) und damit für die Masse der Menschen nicht zwingend ein grundlegendes Interesse, da viele Tätigkeiten nun einmal monoton und wenig geachtet seien. Zudem müsste ein „Recht auf Vollbeschäftigung“ vom Staat hierarchisch durchgesetzt werden, etwa durch Festlegung von Löhnen und bürokratische Berufszuteilung. Das sei mit einer „freiheitlichen Gesellschaft“ (56) nicht vereinbar.
{WDE}
Rubrizierung: 4.422.3422.324.32.222.343 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Minou Banafsche / Hans-Wolfgang Platzer (Hrsg.): Soziale Menschenrechte und Arbeit. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40133-soziale-menschenrechte-und-arbeit_47495, veröffentlicht am 20.10.2016. Buch-Nr.: 47495 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken