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Gesine Fuchs / Silke Bothfeld / Andrea Leitner / Sophie Rouault (Hrsg.)

Gleichstellungspolitik öffentlicher Arbeitgeber. Analysen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Opladen/Berlin/Toronto: Verlag Barbara Budrich 2016; 254 S.; kart., 22,- €; ISBN 978-3-8474-0191-9
Gleichstellungspolitik allgemein, aber auch auf betrieblicher Ebene, ist eine „Querschnittspolitik […, die] Politiken der sozialen Sicherung, der öffentlichen Finanzen, der Arbeitsmarkt‑, Struktur‑ und Bildungspolitik berührt“ (14). Ziel der die öffentlichen Dienstverhältnisse in Deutschland, Österreich und der Schweiz berücksichtigenden Studie ist es, Gründe für die „relative Erfolglosigkeit“ (13) in der Angleichung der Arbeitswelten und ‑bedingungen von Männern und Frauen aufzuspüren. Hierzu werden die zur Schaffung von Gleichstellung jeweils verwendeten Maßnahmen und Instrumentarien ebenso identifiziert wie Spannungen im Rahmen der Implementierung von Gleichstellungspolitiken und deren intendierte und nicht intendierte Wechselwirkungen untereinander. Der öffentliche Sektor bietet sich für die Untersuchung insofern an, als er bereits gut erforscht und zugänglich ist und weil zudem von ihm – im Falle erfolgreicher Beschäftigungsmodelle – durchaus eine Signalwirkung an weitere Sektoren ausgehen könnte. Im Rahmen einer vergleichend angelegten, um Aspekte feministischer Organisationsforschung angereicherten und um die Regimeperspektive erweiterten politikwissenschaftlichen Instrumentenanalyse können die Autorinnen zeigen, dass die entsprechenden rechtlichen Regelungen grundsätzlich kohärent angewendet werden. Hieraus wiederum resultiert eine durchaus bemerkbare Angleichung der Arbeitsverhältnisse. Probleme werden eher im Bereich der Voraussetzungen zur Umsetzung von Gleichstellung gesehen. So sei – in allen drei untersuchten Ländern – die konkrete Implementierung Sache der Personalabteilungen, die ihrerseits noch stark in tradierten Rollen‑ und Funktionsverständnissen verankert seien: „Gleichstellung wird im Verständnis dabei tendenziell auf Vereinbarkeit und Frauen in Führungspositionen reduziert, während Organisationsstrukturen ausgeklammert bleiben.“ (234) Probleme, so zeigt die Studie, entstehen zudem dann, wenn Überprüfungs‑ oder Monitoringleistungen, etwa zur Erfüllung bestimmter Quotierungen, ausbleiben oder gar mit bestehenden institutionellen Autonomien in Konflikt stehen. Wenn Gleichstellung zudem nicht als erstrebenswerte Praxis im Alltag der Institutionen etabliert werden kann, ist deren erfolgreiche Umsetzung stark eingeschränkt. Damit wird deutlich, dass Gleichstellungspolitik, zumindest jene, wie sie derzeit in den öffentlichen Verwaltungen praktiziert wird, weniger an den verfügbaren Regelungen und institutionellen Rahmenbedingungen scheitert. Vielmehr muss Gleichstellung – und das gilt auch im Jahr 2016 so gut wie unvermindert – noch in den Köpfen der jeweiligen Verantwortlichen ankommen.
{LEM}
Rubrizierung: 2.272.362.52.42.212.322 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Gesine Fuchs / Silke Bothfeld / Andrea Leitner / Sophie Rouault (Hrsg.): Gleichstellungspolitik öffentlicher Arbeitgeber. Opladen/Berlin/Toronto: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40161-gleichstellungspolitik-oeffentlicher-arbeitgeber_46149, veröffentlicht am 24.11.2016. Buch-Nr.: 46149 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken