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Stephan Moebius (Hrsg.)

Kultur. Von den Cultural Studies bis zu den Visual Studies. Eine Einführung

Bielefeld: transcript Verlag 2012 (Edition Kulturwissenschaft); 308 S.; kart., 25,80 €; ISBN 978-3-8376-2194-5
Die stetig wachsende Anzahl von Publikationen zum Begriff der Kultur zeugt von einer zunehmenden Anziehungskraft und Vitalität jener Ansätze, die sich im weiteren Sinne der Kulturforschung zuordnen lassen. Stephan Moebius hat Beiträge zu mehr als einem Dutzend verschiedener Disziplinen zusammengestellt, die sich ausgehend von den Cultural Studies entwickelt und in immer wieder neue bzw. lange unbeachtete Felder vorgewagt haben (beispielsweise Queer, Space oder Disability Studies). Entsprechend heterogen sind die Beiträge – sie werden aber durch die Referenz der jeweiligen Disziplinen auf einige weitestgehend geteilte Grundprämissen zusammengehalten: Sie analysieren ihren Gegenstand mittels des Begriffs der sozialen Praxis als Vermittlungsinstanz zwischen Diskurs und Subjekt. Zugleich findet sich eine explizit sozial- und kulturkritische Perspektive in den meisten Arbeiten dieser Studies – kulturelle Eindeutigkeiten werden also (herrschafts)kritisch hinterfragt. Nicht zuletzt teilt eine Vielzahl von ihnen das Interesse für Materialität und Medialität als bislang unterbeleuchtete Aspekte des Sozialen. Entlang dieser Gemeinsamkeiten setzen sich diese Disziplinen von vielen etablierten wissenschaftlichen Ansätzen ab und analysieren aus immer wieder neuen Perspektiven die kulturellen Exklusions- und Sinngebungsmechanismen moderner Gesellschaften, beispielsweise durch eine bestimmte Praxis des Sehens in den Visual Studies (Beitrag von Sophia Prinz und Andreas Reckwitz) oder die Analyse der wissenschaftlichen Praxis in den Science Studies (Beitrag von Georg Kneer). Der Sammelband vermittelt dabei nicht nur einen Einblick in spannende und höchst dynamische Forschungsfelder. Man kann zugleich verfolgen, wie – so die These von Stephan Moebius – poststrukturalistische Theoriekonzepte mithilfe der verschiedenen Studies empirisch konkretisiert und weiterentwickelt werden. Der Band eignet sich also nicht nur als Einführungswerk, sondern ermöglicht zugleich fortgeschrittenen Leserinnen und Lesern, bekannte wissenschaftliche Untersuchungsfelder aus einer neuen, teilweise ungewohnten Perspektive zu betrachten.
Ingmar Hagemann (IHA)
Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Duisburg-Essen.
Rubrizierung: 1.1 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Ingmar Hagemann, Rezension zu: Stephan Moebius (Hrsg.): Kultur. Von den Cultural Studies bis zu den Visual Studies. Bielefeld: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9272-kultur-von-den-cultural-studies-bis-zu-den-visual-studies_43262, veröffentlicht am 31.01.2013. Buch-Nr.: 43262 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken