/ 11.06.2013
Adrian Ottnad / Stefanie Wahl / Meinhard Miegel
Zwischen Markt und Mildtätigkeit. Die Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege für Gesellschaft, Wirtschaft und Beschäftigung. Eine Studie des IWG BONN
München: Olzog 2000; 235 S.; pb., 24,80 DM; ISBN 3-7892-8033-XIm Bereich sozialer Dienstleistungen haben die sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland eine zentrale Funktion. Dies zum einen aufgrund ihres weit ausdifferenzierten Leistungsspektrums mit weit über 90000 Einrichtungen, zum anderen durch ihre - historisch gewachsene - organisationspolitisch verankerte Einflussposition, die ihnen in der Erfüllung sozialer Aufgaben eine Vorrangstellung gegenüber dem Staat einräumt. Dem entspricht auch das von den Wohlfahrtsverbänden gepflegte Selbstbild als Gemeinwohlagenturen, die in erheblichem Umfang freiwilliges soziales Engagement mobilisieren und zugleich uneigennützig die Interessen der Hilfsbedürftigen vertreten. Allerdings ist fraglich, ob dieses Selbstbild angesichts der veränderten Rahmenbedingungen im Sozialsektor auch weiterhin aufrecht erhalten werden kann. Die Studie des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft hebt die gegenläufigen Tendenzen hervor, die das System der Freien Wohlfahrtspflege mittelfristig vor die Notwendigkeit stellen wird, eine strategische Entscheidung entweder zugunsten einer ausdrücklichen Marktorientierung ("Wettbewerbsstrategie") oder aber für eine strikte Beschränkung auf nicht-marktfähige soziale Dienstleistungen ("Sozialwohlstrategie") treffen zu müssen (174 ff.). Zu den wesentlichen Trends zählen die Autoren einerseits eine nicht zuletzt demographisch bedingt steigende Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen, die sich auch in einer Zunahme ihrer gesamtwirtschaftlichen Bedeutung ausdrückt, andererseits eine Umschichtung öffentlicher Ausgaben zu Lasten des nicht markt-fähigen Angebots und damit zugleich eine intensivere Konkurrenz zwischen gemeinnützigen und privaten Dienstleistungsanbietern (83 ff.).
Inhaltsübersicht: 1. Organisation und Tätigkeiten der Freien Wohlfahrtspflege: 1.1 Definition, Ziele und Organisation; 1.2 Tätigkeiten und Finanzierung. 2. Bedeutung der FW für Beschäftigung, Wirtschaft und Gesellschaft: 2.1 Bedeutung der FW für die Beschäftigung; 2.2 Bedeutung der FW für die Wirtschaft. 3. Rahmenbedingungen für soziale Dienstleistungen bis 2010: 3.1 Die demographische Entwicklung in Deutschland; 3.2 Entwicklung von Sicht- und Verhaltensweisen der Bevölkerung; 3.3 Entwicklung von Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit sowie von Tätigkeiten außerhalb der Erwerbsarbeit; 3.4 Wirtschafts- und Einkommensentwicklung; 3.5 Finanz- und sozialpolitische Rahmenbedingungen; 3.6 Wettbewerbspolitische Rahmenbedingungen. 4. Schlußfolgerungen für die FW: 4.1 Chancen und Risiken der FW vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen; 4.2 Optionen der FW.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.342
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Adrian Ottnad / Stefanie Wahl / Meinhard Miegel: Zwischen Markt und Mildtätigkeit. München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12347-zwischen-markt-und-mildtaetigkeit_14748, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14748
Rezension drucken
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA