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/ 11.06.2013
Mieczyslaw Tomala

Deutschland - von Polen gesehen. Zu den deutsch-polnischen Beziehungen 1945-1990. Hrsg. von der Polnischen Stiftung für Internationale Angelegenheiten

Marburg: Schüren 2000; 600, XVI S.; geb., 68,- DM; ISBN 3-89472-170-7
Durch mehrdimensionale und multiperspektivische Annäherung zeichnet Tomala die Perzeption Deutschlands und der Deutschen sowohl in der offiziellen Politik als auch in der öffentlichen Meinung Polens nach und analysiert auf der Grundlage umfangreichen Archivmaterials die polnisch-deutschen Beziehungen. Innerhalb derer betrachtet er jene zur BRD als die ausschlaggebenden und "die Grenzfrage als das Entscheidende" (97). Als gravierendsten Störfaktor für das deutsch-polnische Verhältnis wertet Tomala die Nichtanerkennung der Oder-Neiße-Grenze unter Adenauer, der "nicht alle Möglichkeiten zur Versöhnung mit dem polnischen Volk genutzt [...] und kurzfristige Erfolge der Partei über die Zukunft gestellt hat" (124). Auf diese Weise sei nicht nur der DDR ein Patentrezept zugespielt, das Agieren gegen die Wiedervereinigung zur polnischen Staatsräson etabliert sowie die Instrumentalisierung durch die polnische Partei- und Regierungsführung ermöglicht worden, sondern habe sich der deutsch-polnische Normalisierungsprozess erheblich verzögert. So konnte auf zwischenstaatlicher Ebene erst infolge der Brandt'schen Ostpolitik, die in den Vertrag von 1970 mündete, ein Durchbruch erzielt werden, dem in Gestalt der Helsinki-Schlußakte von 1975 sowie den Verträgen von 1990/91 weitere folgten. Doch ist Tomala zufolge im Zuge des "Polnischen Oktobers" bereits ab 1956 die Herausbildung eines vielschichtigen Deutschlandbildes in der öffentlichen Meinung zu beobachten, die sich allmählich von der in der offiziellen Politik propagierten Schwarz-Weiß-Malerei distanziert. Anhand wissenschaftlicher und literarischer Publikationen verdeutlicht der Autor die Auseinandersetzung mit Zündstoffen der deutsch-polnischen Beziehungen, wie beispielsweise polnische Entschädigungsforderungen oder deutsche Ausreiseforderungen. Indem er zahlreiche Akteure zu Wort kommen lässt, zeichnet Tomala insbesondere für thematisch Versierte ein äußerst facettenreiches Werk, in dem der rote Faden durch feinere Unterteilung der großen Kapitel und zugespitztere Formulierungen noch deutlicher geworden wäre. Inhalt: 1. Der deutsche Nachbar; 2. Polonia und die Grenze an Oder und Neiße sowie die Zukunft Deutschlands; 3. Polen und Potsdam; 4. Wie es nach Meinung der Polen mit Deutschland weitergehen soll; 5. Das Bild Deutschlands in der polnischen Politik; 6. Die Wogen glätten sich; 7. Polen und die Gründung der DDR; 8. Polen und der zweite deutsche Staat - die Bundesrepublik Deutschland; 9. Das Deutschlandbild in der polnischen Öffentlichkeit nach 1949; 10. Das Ende des Krieges mit Deutschland - aber was für einen Frieden wird es geben?; 11. Die Polen und die DDR im "Polnischen Oktober"; 12. Freundschaft mit der DDR - aber um welchen Preis? 13. Die schwierigen Anfänge eines schwierigen Dialogs; 14. Das Eis bricht; 15. Normalisierung - die erste Etappe; 16. Von Helsinki zur Solidarnosc; 17. Von der Solidarnosc zur Verständigung; 18. Weiter auf dem Weg der "Freundschaft mit der DDR"; 19. Die Deutschen auf dem Weg zur Einheit. Was sagen die Polen dazu?
Cornelia Frank (CFR)
M. A., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.224.212.62 Empfohlene Zitierweise: Cornelia Frank, Rezension zu: Mieczyslaw Tomala: Deutschland - von Polen gesehen. Marburg: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12922-deutschland---von-polen-gesehen_15488, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15488 Rezension drucken
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