Kira Frankenthal und Jannis Jost über „Terrorismusforschung. Interdisziplinäres Handbuch für Wissenschaft und Praxis": Terrorismus kann nur durch einen umfassenden Ansatz verstanden werden
Wie kann es gelingen, die Erscheinungsformen und komplexen Dynamiken von Terrorismus, Terrorismusangst und Terrorismusabwehr zu erfassen? Bild: UnratedStudio auf Pixabay.
Mit „Terrorismusforschung. Interdisziplinäres Handbuch für Wissenschaft und Praxis“ präsentiert das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK) im dritten Band seiner Studien zur Terrorismusforschung mit über 90 Autor*innen eine Fülle an Wissen, mittels dessen das Phänomen aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln analysiert werden kann. Kira Frankenthal und Jannis Jost berichten im Interview, welche Fragen sie als Mitherausgeber während des umfangreichen Publikationsprojekts bewegten. Zugleich antworten beide auf Fragen zu gesellschaftlicher Resilienz sowie zu Prävention, Früherkennung und zum aktuellen Forschungsprojekt „ERAME“ (Erkennung von Radikalisierungszeichen in den sozialen Medien).
„Warum tun Menschen so etwas?“ Ansätze und Eckpunkte der Radikalisierungsforschung
„Die Popularität des Konzepts ‚Radikalisierung‘ steht in keinem direkten Verhältnis zu seiner tatsächlichen Erklärungskraft bezüglich der Grundursachen von Terrorismus“ – ob diese so eindeutig und vernichtend formulierte Aussage des eminenten Terrorismusforschers Alex P. Schmid zutreffend ist, soll auch mit dieser Übersicht über Ansätze und Entwicklungen de Radikalisierungsforschung zu bewerten versucht werden.
Jan Ilhan Kizilhan / Alexandra Cavelius: Die Psychologie des IS. Die Logik der Massenmörder
Die Motivationen, die hinter terroristischen Gewalttaten stehen, stoßen seit jeher vor allem auf Unverständnis – abgesehen vielleicht von einem relativ kleinen Kreis von Sympathisanten. Was den sogenannten Islamischen Staat (IS) angeht, potenziert sich dieses Unverständnis allerdings zu fassungslosem Grauen. Der Psychologe Jan Ilhan Kizilhan, anerkannter Experte für Traumapsychologie, betreute in den vergangenen Jahren mehr als tausend jesidische Frauen und Kinder, nachdem sie vom IS versklavt und auf das Schwerste misshandelt worden waren. Er und die Autorin Alexandra Cavelius veröffentlichen nun einige der Erfahrungsberichte und analysieren anhand dieser die Täterpsychologie.