Diss. Mannheim; Erstgutachter: F. Pappi. - Gegenstand der Arbeit ist die Modellierung und empirische Analyse des Verhandlungssystems der Europäischen Union, die am Beispiel der europäischen Sozialpolitik untersucht werden. Das Erkenntnisinteresse des Autors besteht darin, die Verhandlungsprozesse in der EU zu verstehen und den Ausgang von Entscheidungsprozessen erklären und ggfs. prognostizieren zu können. Als zentrale korporative Akteure werden die Mitgliedstaaten, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament identifiziert. Auf der Grundlage der untersuchten Richtlinien und der Entscheidungsverfahren bestimmt Schnorpfeil den Einfluß der beteiligten Akteure und die Bedeutung der Anwendung von Entscheidungsverfahren. Die Entscheidungsstrukturen und -verfahren sowie die Machtverhältnisse in der EU werden beschrieben. Ziel ist es dabei, Machtindizes zu entwickeln. Am Beispiel der europäischen Sozialpolitik, insb. anhand der Untersuchung der Verabschiedung von vier Richtlinien (Nachweisrichtlinie, Arbeitszeitrichtlinie, Entsenderichtlinie und Richtlinie zum Europäischen Betriebsrat) überprüft der Autor, inwieweit auf der Grundlage der Tausch- und Bargaining-Modelle von James S. Coleman und John Nash, die durch Modelle der Koalitionsbildung ergänzt werden, die Ausgänge der Verhandlungen handlungstheoretisch erklärt werden können. Die Analyse des Entscheidungssystems der EU zeigt, welche Bedeutung Institutionen und Verfahren sowie der Gemeinsamkeit von Interessen in internationalen Verfahren zukommt.