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London, Hurst & Company 2023

Die EU verdrängt ihre koloniale Vergangenheit und europäische Identität ist nicht das Gegenteil von Nationalismus. So lassen sich zwei zentrale Thesen des vorliegenden Buchs zusammenfassen. Daniel Keil lobt Kundnanis Leistung, offenzulegen, wie stark die positive Selbstbeschreibung Europas als fortschrittlich mit dem historischen Fakt kollidiere, dass die Abgrenzung zu Nicht-Weißen entscheidend zur Herausbildung der europäischen Idee beigetragen habe. Kritisch sieht Keil hingegen Kundnanis Analyse der europäischen Erinnerungspolitik, die auf einem ungenauen Verständnis des Begriffs „Zivilisationsbruch“ beruhe.

Weiterlesen: Hans Kundnani: Eurowhiteness. Culture, Empire and Race in the European Project

Budapest, Central European University Press 2023

Nicht weniger als “A New History of Eastern Europe” versprechen die Autoren dieser Monografie, in der sie mit ausgesuchten politikwissenschaftlichen Theorien zu neuen Perspektiven auf die Verkettungen von Globalisierung, Nationalismus und Imperialismus in der Region gelangen möchten. Ein Anspruch, der leider aus diversen Gründen – u. a. beklagt unsere Rezensentin ein Defizit an Differenzierungen, eine „zeitliche[n] Raffung von Ereignissen“ oder schwache Nachweisführung – untergehe: Es gelinge nicht, die gewählten Theorien nachvollziehbar mit den Kapitelinhalten zu verknüpfen, so die Buchkritik.

Weiterlesen: James W. Peterson, Jacek Lubecki: Globalization, Nationalism and Imperialism. A New History of Eastern Europe

Berlin 2024, Suhrkamp

Unter dem Begriff der „Stoffwechselpolitik“ zeichnet Simon Schaupp nach, dass wir die ökologische Krise nur über unsere Arbeit verstehen werden: Seine These lautet, dass Arbeit menschliches Leben erst ermöglicht, aber in ihrer kapitalistischen Form auch die ökologische Krise verursacht. Leon Switala spricht dem Buch in seiner Rezension eine bahnbrechende Bedeutung zu, indem er Schaupps Erkenntnisse als unverzichtbar für jede weitere Studie ausweist – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass mit Blick auf die praktischen Konsequenzen noch viel Arbeit vor uns liegt. 

Weiterlesen: Simon Schaupp: Stoffwechselpolitik. Arbeit, Natur und die Zukunft des Planeten

Mit der zweiten, überarbeiteten und erweiterten Auflage des „Handbuch[s] Policy-Forschung“ ist es den Herausgebern und Mitwirkenden gelungen, einen guten Überblick über das Profil eines Forschungsfeldes zu geben, resümiert unser Rezensent Thomas Mirbach. Dabei regt er an, die Entscheidung zu überdenken, ob die Fokussierung dieses Forschungsfeldes auf kausale Erklärungen bei Ausschluss von anwendungsbezogenen Perspektiven so beibehalten werden sollte und stellt die Frage in den Raum, ob die Policy-Forschung nicht auch eine Beratungsfunktion entfalten könnte.

Weiterlesen: Georg Wenzelburger, Reimut Zohlnhöfer: Handbuch Policy-Forschung

Mit den vorliegenden Büchern sind zwei Gegenwartsdiagnosen erschienen, die gesellschaftliche Konfliktlinien und die Art und Weise ihrer Politisierung auf komplementäre Weise erfassen. Während die Autoren von „Triggerpunkte“ laut unserem Rezensenten Stefan Wallaschek eine gelungene empirische Vermessung vermeintlicher gesellschaftlicher Polarisierungen vornehmen, rekonstruiert Anton Jäger vor diesem Hintergrund überzeugend, wenn auch nicht ohne Mängel, unter dem Begriff „Hyperpolitik“ historisch die Entstehung einer desorganisierten und damit ineffektiven Politikform.

Weiterlesen: Den Eigensinn der Gegenwartsgesellschaft verstehen