Diese Biografie des ehemaligen Bremer Bürgermeisters Henning Scherf ist gewiss eine „politische“ – eine wissenschaftliche ist sie nicht. Da schafft auch das Quellen- und Literaturverzeichnis am Ende des Buches keine Abhilfe, da hier zwar die verwendeten Quellen angegeben, nicht aber einzelnen Passagen im Buch zugeordnet werden. Man darf freilich unterstellen, dass es dem Journalisten Mauersberger auch nicht um eine solche wissenschaftliche Biografie ging. Vielmehr zeichnet er mit kräftigen Strichen das Bild eines Politikers „zwischen Macht und Moral“, wie der Untertitel des Buches verrät. Ein Bild, das unverkennbar die ausgeprägte Sympathie des Journalisten für den „guten Menschen von Bremen“ verrät. Kritische Worte finden sich wenige, und wenn doch einmal, dann mit viel Verständnis gemischt, sofern die Zweifel am Politiker Scherf nicht gar von diesem selbst kommen. Dass dieser so selbstkritisch ist, spricht sicher für ihn, und so kann sich auch der Leser kaum der Sympathie verschließen, die von diesem – im besten Sinne des Wortes – „politischen Überzeugungstäter“ ausgeht. Gleichwohl: Auf die Dauer wirkt die Lobpreisung des Herrn Scherf auch etwas ermüdend und man fragt sich schon, ob da nicht doch etwas mehr Dunkel bei all dem Licht ist. Einigermaßen gewöhnungsbedürftig ist auch das ständige Springen auf dem Zeitstrang, das der Autor dem Leser zumutet. Zwar sind die Kapitel grob chronologisch geordnet; in ihnen wird aber oft vorgegriffen oder zurückgeblickt, manchmal innerhalb weniger Sätze. Das erleichtert dem Leser die Orientierung nicht gerade. Insgesamt also ein Buch, das dem politikwissenschaftlich Interessierten nur sehr bedingt zur Lektüre zu empfehlen ist.