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Michael Schwalbach

Autoritarismus und Wirtschaftspolitik in Brasilien (1964-1985) Zur politischen Ökonomie der wirtschaftlichen Entwicklung der Nordostregion

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1999 (Europäische Hochschulschriften: Reihe V, Volks- und Betriebswirtschaft 2419); XXXII, 297 S.; brosch., 98,- DM; ISBN 3-631-33707-8
Diss. Mainz. - Schwalbachs Studie aus dem Jahre 1993 untersucht mit dem begrifflichen-theoretischen Ansatz der Neuen Politischen Ökonomie die Wirtschaftspolitik des brasilianischen Militärregimes (1964-1985). Leserfreundlich stellt der Autor die Zusammenfassung seiner Ergebnisse an den Anfang. Er schildert die Gründe für das Scheitern innerstaatlicher Entwicklungspolitik in Brasilien. Dazu untersucht er fünf Akteure: die zentralen wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger, die Staatsunternehmen, die nationalen Unternehmen, die regionalen Agrareliten sowie die transnationalen Unternehmen. Ihre Handlungsstrategien in den Bereichen Landreform, Bewässerungspolitik und Industrialisierung werden analysiert. Daß der Nordosten trotz diverser staatlicher Programme das Armenhaus Brasiliens blieb, führt er auf folgende Faktoren zurück: Staatlich geförderte Investitionen wurden in der Regel weiterhin im schon entwickelten Südosten getätigt. Aus Unternehmersicht war dies rentabler. Die politisch einflußreiche industrielle Elite im Südosten übte einen starken Druck auf die Vergabe der Mittel zu ihren Gunsten aus. Die regionalen Eliten des Nordostens sicherten durch den Bundestransfer ihre politische und ökonomische Macht, ohne die Entwicklung ihrer Region voranzutreiben. Die Bevölkerung ist der Leidtragende dieser Machtspiele. Neue Akteure der brasilianischen Wirtschaftspolitik, nämlich Parteien und unabhängige Gewerkschaften, die ab 1979 Einfluß haben, erwähnt Schwalbach nur in den Fußnoten. Zu dieser Zeit (1979-1985) beginnt die Delegitimierung des Militärregimes, weil das Militär gesamtwirtschaftliche Wachstumsgewinne eben nicht verteilt, sondern in den alten Strukturen beläßt. Noch 14 Jahre nach der formalen Beendigung des autoritären Regimes gibt es keine umfassende Landreform und die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung bleibt ein Problem. Inhaltsübersicht: A. Die regionale Entwicklungspolitik für die Nordostenregion im autoritär-bürokratischen Brasilien (1964-1985). Ein politisch-ökonomischer Erklärungsansatz: I. Die Grundannahmen des Modells; II. Die politisch-administrative Organisation wirtschaftspolitischer Aufgabenwahrnehmung während des Militärregimes (1964-1985); III. Wichtige Beschränkungen der Kerngruppe wirtschaftspolitischer Entscheidungsträger in der Nordost-Politik (1964-1985); IV. Schlußfolgerungen für das Gestaltungsmuster praktischer Regionalpolitik für den Nordosten Brasiliens. B. Die Analyse ausgewählter Problembereiche der regionalen Entwicklungspolitik für den Nordosten Brasiliens: I. Die brasilianische Entwicklungsstrategie (1964-1985): Planung und Ziele; II. Die entwicklungspolitischen Maßnahmen der Militärs für den Nordosten: Ein Überblick; III. Die Politik der Landreform im Nordosten Brasiliens; IV. Die staatliche Bewässerungspolitik und Anti-Dürre-Politik für den Nordosten Brasiliens; V. Die Industrialiserungspolitik für den Nordosten Brasiliens; VI. Einige entwicklungspolitische Konsequenzen für die Durchsetzung einer wirksamen Landreform-, Bewässerungs- und Industrialisierungspolitik für den Nordosten Brasiliens.
Wilhelm Johann Siemers (Sie)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.65 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Michael Schwalbach: Autoritarismus und Wirtschaftspolitik in Brasilien (1964-1985) Frankfurt a. M. u. a.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10385-autoritarismus-und-wirtschaftspolitik-in-brasilien-1964-1985_12279, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 12279 Rezension drucken