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Manfred Koch-Hillebrecht

Homo Hitler. Psychogramm des deutschen Diktators

München: Goldmann 1999 (Siedler Taschenbuch); 512 S.; 27,- DM; ISBN 3-442-75603-0
Die nationalsozialistische Politik ist untrennbar mit der Person Hitlers verbunden; Hitlers "desaströse" Politik ist von seiner "bösartigen, rücksichtslosen, unaufrichtigen und selbstsüchtigen Persönlichkeit" (37) her aufzuschlüsseln; für eine solche Aufschlüsselung bedarf es wiederum eines Psychogramms. Mit dieser Begründungskette soll der vom Autor gewählte Ansatz legitimiert werden – ein weiterer Versuch in der mittlerweile unüberschaubar gewordenen Hitler-Literatur, die Wurzel einer wahrhaft epochalen politischen Umwälzung in der Psychopathologie eines Mannes auszumachen. Ein "Ungeheuer" (38) gilt es zu erklären, und Parkinson'sche Krankheit wie verdrängte Homosexualität spielen bei dieser Erklärung eine prominente Rolle. Kinder- und Hundeliebe zeigen eine "dumpf-erotische Komponente" (75); als "Eidetiker" ist Hitler auf optische Eindrücke fixiert, und so ermöglicht ein durch einen Film vermittelter günstiger Eindruck von Stalin Hitlers Wende zum Pakt mit Rußland (114 f.); in Hitlers Judenhaß manifestiert sich der Haß auf jene "weibische [...] Spielart der Homosexualität" (360), die Hitler an sich selbst verdrängt. Ja, so macht Weltgeschichte Spaß – Erklärungen dieser Art versteht jedermann, und die Frage nach dem Warum muß einen nicht mehr weiter bedrängen. Nur eine kleine Frage bleibt: Wer analysiert die Analytiker?
Barbara Zehnpfennnig (BZ)
Prof. Dr., Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Barbara Zehnpfennnig, Rezension zu: Manfred Koch-Hillebrecht: Homo Hitler. München: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10890-homo-hitler_12873, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 12873 Rezension drucken