Diss. Braunschweig. - Diese Bestandsaufnahme französischer Verteidigungspolitik dient der Überprüfung der Hypothese, dass "die jahrzehntelange Kontinuität der gaullistischen Prinzipien in der französischen Verteidigungspolitik die Entwicklung neuer Ideen und ordnungspolitischer Konzepte außerhalb des Integrationsprozesses im Rahmen der EU verhindert hat" (27). Diese Kausalbeziehung ließe eigentlich eine Analyse innenpolitischer Einflußfaktoren auf den französischen Entscheidungsfindungprozess erwarten. Den Versuch, das "Festhalten an tradierten Werten und Vorstellungen" (27) am Beispiel des französischen Willensbildungsprozesses zu belegen, unternimmt die Autorin jedoch nicht. Stattdessen erfolgt nach einer Darlegung der aktuellen internationalen Rahmenbedingungen seit 1990 eine rein deskriptive Analyse französischer Akzentsetzungen im Bereich der Verteidigungspolitik, deren Hauptinteresse - dem Titel entsprechend - vielmehr darin besteht, die Chancen eines grundlegenden französischen Beitrags zur Schaffung einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungsidentität abzuwägen. Das "Festhalten" Frankreichs an traditionell-gaullistischen Konzepten wird dabei anhand feststellbarer Gemeinsamkeiten in der Politik de Gaulles in den sechziger Jahren und aktueller verteidigungspolitischer Prioritäten Frankreichs, darunter die seit 1996 in Angriff genommene Streitkräftereform sowie die transatlantische und europäische Bündnispolitik 1995-1997, gezeigt. Zwar ist die Präzision der Darstellung und Beschränkung auf ausgewählte Aspekte der Themenstellung grundsätzlich zu begrüßen. Dennoch hätte die von der Verfasserin bewußt ausgeblendete, für die Realisierungsmöglichkeit der ESVI jedoch sehr relevante Einbeziehung der französischen und europäischen Rüstungspolitik die Analyse sicherlich sinnvoll ergänzen können.