Das Ende der "totalen" Freiheit im Internet. Die Auswirkungen inkriminierter Inhalte auf die Informationsgesellschaften
Die Ausführungen des Autors stehen im Kontext der Debatte um Meinungsfreiheit und Zensur im Internet. Nach der Darstellung von Art und Umfang der inkriminierten Inhalte im Internet (Pornographie, Extremismus, Sekten, jugendgefährdende Angebote) untersucht und bewertet Gruhler die Reaktion und Zensurbemühungen dieser Inhalte durch mehrere Staaten unterschiedlicher Kulturräume. Dabei ergibt sich, dass die demokratischen Staaten sehr sensibel mit dem Mittel der Zensur umgehen, diese jedoch kein grundsätzliches Tabu darstellt. Die Effektivität solcher Methoden erscheint jedoch angesichts des libertären, dezentralen Charakters des Internets als fragwürdig. Der einzig effektive Schutz vor "Missbrauch" stellen hier die Methoden autoritärer oder diktatorischer Staaten dar: extreme Regulierung des Internets und des Zugangs zum selbigen ohne Rücksicht auf die Einschränkung von Grundrechten. Ohne Zweifel enthält dieser Band eine der umfangreichsten Recherchen zum Thema, jedoch steht schon zu Beginn die Frage nach dem Sinn eines solchen Unterfangens. Einerseits sind viele der Grundannahmen und Daten heute schon überholt, zum Beispiel haben erste Versuche gezeigt, dass gezielte Zensur einzelner Inhalte für einzelne Staaten nicht mehr unmöglich ist. Andererseits hat sich der Charakter des Internets durch die Erschließung eines Massenpublikums in den letzten Monaten und Jahren stark geändert, sodass der vom Autor beschriebene hohe Anteil inkriminierter Inhalte schon heute kritisch hinterfragt werden muss. Es bleibt bei dieser Debatte unklar, ob sich das Internet so maßgeblich von der realen Welt unterscheidet, dass sich eine Frage nach Zensur von Medieninhalten und deren Methoden überhaupt neu stellt.