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Gerd R. Ueberschär (Hrsg.)

NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler

Darmstadt: Primus Verlag 2000; X, 213 S.; 49,90 DM; ISBN 3-89678-169-3
Die Erkenntnis ist nicht neu, dass Mitglieder der militärischen Widerstandsbewegung die antisemitischen Maßnahmen des Hitler-Regimes wenn nicht befürworteten, so doch zumindest billigten. Vor dem Hintergrund der umstrittenen Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialgeschichte wurde aber gerade der militärische Widerstand häufig als Korrektiv zum Vernichtungskrieg der Wehrmacht herangezogen, oder anders: "Zum Teil sollte die [1994 vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt konzipierte] Ausstellung 'Aufstand des Gewissens. Militärischer Widerstand gegen Hitler und das NS-Regime 1933-1945' aus konservativer Intention die Hamburger Präsentation über die Verbrechen der Wehrmacht regelrecht neutralisieren." (VII) Dies würde allerdings der Militäropposition gegen Hitler keineswegs gerecht, schreibt Ueberschär. Die dokumentierten Aufsätze gehen auf eine Tagung zurück, die 1998 vom Frankfurter Fritz Bauer Institut - Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust zusammen mit dem Dezernat Kultur und Freizeit der Stadt Frankfurt am Main abgehalten wurde. Die Tagungsteilnehmer würdigten auch gleichzeitig Hans Mommsen und seine Forschungen zur Hitler-Opposition. Mommsen war bei der Eröffnung der Ausstellung "Aufstand des Gewissens" in Frankfurt zunächst als Hauptredner geladen worden, aber offenbar befürchteten die Veranstalter zu viele "differenzierte oder kritische Worte über die konservativen Vorstellungen des Widerstands" (VIII) und luden ihn wieder aus. Inhalt: I. Antisemitische Einstellungen im Widerstand gegen Hitler: Hanno Loewy: Der Widerstand zwischen unbequemer Erinnerung und nationalem Mythos (3-13); Christof Dipper: Der "Aufstand des Gewissens" und die "Judenfrage". Ein Rückblick (14-18); Wolfram Wette: Reichswehr, Wehrmacht, Antisemitismus und militärischer Widerstand (1933-1939) (19-30); Gerd R. Ueberschär: Der militärische Widerstand, die antijüdischen Maßnahmen, "Polenmorde" und NS-Kriegsverbrecher in den ersten Kriegsjahren (1939-1941) (31-43). II. Die Konfrontation militärischer Verschwörer mit den NS-Verbrechen im Vernichtungskrieg an der Ostfront: Peter Steinkamp: Die Haltung der Hitlergegner Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb und Generaloberst Erich Hoepner zur verbrecherischen Kriegführung bei der Heeresgruppe Nord in der Sowjetunion 1941 (47-61); Christian Gerlach: Hitlergegner bei der Heeresgruppe Mitte und die "verbrecherischen Befehle" (62-76); Winfried Heinemann: Kriegführung und militärischer Widerstand im Bereich der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront (77-89); Christian Streit: Angehörige des militärischen Widerstands und der Genozid an den Juden im Südabschnitt der Ostfront (90-103). III. Antisemitismus und NS-Verbrechen als Motive für den Umsturz gegen Hitler am 20. Juli 1944: Manfred Messerschmidt: Motive der militärischen Verschwörer gegen Hitler (107-118); Hans Mommsen: Die Stellung der Militäropposition im Rahmen der deutschen Widerstandsbewegung gegen Hitler (119-134). IV. Ausgewählte Dokumente: Peter Steinkamp / Gerd R. Ueberschär: Die Haltung militärischer Verschwörer zum Antisemitismus und zu den NS-Verbrechen im Spiegel von Dokumenten (137-206).
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler Darmstadt: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11587-ns-verbrechen-und-der-militaerische-widerstand-gegen-hitler_13766, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13766 Rezension drucken