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Lutz Golsch

Die politische Klasse im Parlament. Politische Professionalisierung von Hinterbänklern im Deutschen Bundestag

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1998 (Nomos Universitätsschriften: Politik 92); 319 S.; brosch., 89,- DM; ISBN 3-7890-5753-3
Politikwiss. Diss. Göttingen; Gutachter: P. Lösche, E. Kuper.- Golsch untersucht vergleichend die Karrieremuster von einfachen Abgeordneten, vornehmlich der CDU/CSU und der SPD, im Deutschen Bundestag in der 5. und 13. Wahlperiode. Als Datenbasis dienen ihm die vorhandenen biographischen Quellen und eine schriftliche Befragung der Abgeordneten der 13. Wahlperiode. Ziel seiner Untersuchung ist es, typische Wege in den Bundestag und ihren Wandel sowie den Zusammenhang zwischen diesen Karrieremustern und Veränderungen des institutionellen Rahmens näher zu bezeichnen. "Die Angehörigen der politischen Klasse betreiben Politik als Beruf und entwickeln damit ein spezifisches Interesse an der Fortsetzung ihrer politischen Karriere, das sich im Einzelfall in konkreten Veränderungen ihres institutionellen Umfelds niederschlagen kann." (39) So lautet die These der Arbeit. In Auseinandersetzung mit der in den letzten Jahren angewachsenen wissenschaftlichen Literatur zur "politischen Elite" und "politischen Klasse" entwickelt Golsch ein eigenes Konzept, demzufolge politische Klasse all diejenigen umfasst, die "Politik als dauerhafte[...] Tätigkeit zur Erzielung eines regelmäßigen Einkommens" (34) ausüben. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass die Wahl zum Bundestagsabgeordneten nach wie vor die wesentliche Etappe auf dem Weg zum Berufspolitiker darstellt und sich bei den Karrieremustern drei Tendenzen feststellen lassen, die eine Veränderung gegenüber den 60er Jahren begründen: die "Separierung landes- und bundespolitischer Karrieren", die "Kommunalisierung der politischen Laufbahnen" und die "Tendenz zur permanenten Abhängigkeit vom politischen Beruf für etwa ein Fünftel der Abgeordneten" (244) Den zweiten Teil seiner Fragestellung untersucht Golsch am Beispiel der "kleinen Parlamentsreform" aus dem Jahr 1969, der in den 80er Jahren vorgelegten Vorschläge der "Überfraktionellen Initiative Parlamentsreform", die nicht realisiert wurden, sowie der Parlamentsreformen der 13. Wahlperiode (u. a. Verkleinerung des Bundestages, Auseinandersetzung um die Neuregelung der Diäten). Golsch stellt fest, dass die Karriereinteressen der Hinterbänkler sichtbare Auswirkungen auf die Richtung und Durchsetzbarkeit von Parlamentsreformen haben. Aus dem Inhalt: 1. Politik als Beruf: Die politische Klasse in der modernen Demokratie: 1.1 Die Kategorie der politischen Klasse; 1.2 Politische Professionalisierung. 2. Hinterbänkler in Fraktion und Parlament: 2.1 'Backbencher' im britischen Parlamentarismus; 2.2 Hinterbänkler im Deutschen Bundestag; 2.3 Der Abgeordnete in der parlamentarischen Hierarchie. 3. Institutionelle Determinanten politischer Karrieren; 4. Hinterbänkler: Wege in die politische Klasse: 4.2 Berufliche Laufbahn; 4.3 Innerparteiliche Karrieren; 4.4 Kommunale Wahlämter: Die Rolle der ehrenamtlichen Politik; 4.5 Erfahrungen im politischen Beruf; 4.6 Eine Typologie politischer Karrieren. 5. Politische Karrieren und politische Professionalisierung im historischen Vergleich: Vom 5. zum 13. Bundestag; 6. Politische Karrieren und Parlamentsreform
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.331 | 2.321 Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Lutz Golsch: Die politische Klasse im Parlament. Baden-Baden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11613-die-politische-klasse-im-parlament_13808, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13808 Rezension drucken