Skip to main content
Christoph Besold

Synopse der Politik. Übersetzt von Cajetan Cosmann. Hrsg. von Laetitia Boehm

Frankfurt a. M./Leipzig: Insel Verlag 2000 (Bibliothek des Deutschen Staatsdenkens 9); 431 S.; geb., 72,- DM; ISBN 3-458-17019-7
Besold ist eine schillernde Gestalt in einer Zeit, in der politische Theorien den zerbrechenden Religionsfrieden und die Realität des Dreißigjährigen Krieges verarbeiten mussten. Als Polyhistor, aristotelischer Staatsphilosoph und einer der ersten Praktiker der neuen Disziplin des öffentlichen Rechts steht er an der Nahtstelle vieler geistiger Entwicklungslinien. Als Protestant, der später zum Katholizismus konvertierte (ohne indes den Kern seiner Lehrmeinungen zu ändern), ist er zudem Zielscheibe von viel konfessionell bedingter Ablehnung gewesen, die aus der Entfernung nicht immer sachlich gerechtfertigt zu sein scheint. Dabei ist Besold mehr als nur ein Kompilator und Synoptiker, als der er in der Aufklärung abgetan wurde, wie Boehm in ihrem souverän einordnenden Aufsatz nachweist. Das deutsche akademische politische Denken der Zeit vor Pufendorf leidet in seiner heutigen Rezeption oftmals daran, dass selbst die wichtigsten Werke kaum zugänglich sind, und wenn, dann nur im lateinischen Original. Gleiches galt auch für Besold, dessen Hauptwerk hier erstmals in Übersetzung vorgelegt wird. Es entpuppt sich als eine Fundgrube für die frühe Politikwissenschaft, für die Diskussion von Souveränität, Staatsformenlehre, Staatsräson, föderativen Formen, dem Verhältnis von Kirche und Staat und vielem mehr. Ausführliche Register erleichtern die Arbeit mit dem Band, der seinen Teil dazu beisteuern wird, einen zu Unrecht Vergessenen wieder etwas zu Ehren kommen zu lassen. Inhaltsübersicht: 1. Von der Einrichtung der Staatsbürgerschaft: Erster Teil, welcher von den Herrschenden handelt; Zweiter Teil, welcher von der Unterwerfung handelt. 2. Von der Erhaltung der Staatsbürgerschaft: Erster Teil: Umfaßt das, was den inneren Verfall der Republik verhindert: Von der Erhaltung und Regierung einer Republik mit Bezug auf die Untertanen; Zweiter Teil: Von der Erhaltung und Verwaltung der Staatsbürgerschaft mit Bezug auf das Ausland. 3. Über die Erweiterung von Herrschaften; 4. Über die Krankheiten der Staaten, ihre Ursachen und Vorzeichen, über Abhilfe etc. Laetitia Boehm: Christoph Besold (1577-1638) und die universitäre Politikwissenschaft seiner Zeit. Zum Bildungs- und Erfahrungshorizont seiner Staatslehre (291-332).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Christoph Besold: Synopse der Politik. Frankfurt a. M./Leipzig: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11616-synopse-der-politik_13811, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13811 Rezension drucken