Der Autor, als Vertreter des Auswärtigen Dienstes von 1977 bis 1992 mit der Aufgabe betraut, die Beziehungen der Bundesrepublik zu den amerikanischen Juden zu entwickeln und zu gestalten, hat einen Erfahrungsbericht seiner Tätigkeit verfasst, der die Determinanten und Schwierigkeiten dieses Verhältnisses präzise nachzeichnet. Ausgehend von einer "durchweg ablehnend erscheinenden Grundhaltung des organisierten Judentums der USA gegenüber Deutschland und den Deutschen" (9) während der Siebzigerjahre, skizziert er die Bemühungen vor allem der politischen Stiftungen und der Atlantik-Brücke auf deutscher, des American Jewish Committee und des Armonk Institute auf amerikanischer Seite, eine Verbesserung der Beziehungen zu erreichen. Dabei spricht er in großer Offenheit die Schwierigkeiten an, vor denen die Bundesrepublik gegenüber den Organisationen der amerikanischen Juden steht: So nähmen viele Juden in den USA nur begrenzt und widerwillig zur Kenntnis, dass Deutschland nach den USA der zweitwichtigste Partner Israels ist und die deutsch-israelischen Beziehungen eine Qualität erreicht haben, die weit über die Wiedergutmachungsvereinbarungen hinausgeht - eine verzerrte Perzeption, die von einzelnen israelischen Regierungen in den USA auch noch gestützt würde. Stattdessen würde das bilaterale Verhältnis weiterhin auf seine historische Dimension, nämlich die Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland, reduziert. Dabei bleibt die Kritik des Autors an dieser Perzeptionslage nicht eindimensional. So schließt Calebow in seine Bewertung auch die Tätigkeit einzelner deutscher Regierungsvertreter in den USA mit ein. Den Bemühungen um eine deutsch-jüdische Verständigung in den USA würden damit Widerstände entgegengesetzt, die als Instrumentalisierung des Holocaust wahrgenommen würden und mittelfristig den Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und den amerikanischen Juden keinen guten Dienst erweisen.