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Wolfgang Müller

Sozialstrukturelle Cleavages bei Bundestagswahlen in Theorie und Empirie. Persistenz, Realignment oder Dealignment?

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1999 (Europäische Hochschulschriften: Reihe XXXI, Politikwissenschaft 395); 302 S.; brosch., 89,- DM; ISBN 3-631-35156-9
Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: P. Raschke. - Gibt es in der Bundesrepublik Deutschland eine Lockerung oder Abschwächung der traditionellen Konfliktlinien, d. h. der langfristigen Bindungen oder Koalitionen zwischen sozialen Gruppierungen und politischen Parteien? Und wenn ja, ist dies als eine strukturell angelegte Entwicklung zur Abschwächung langfristiger Bindungen von Wählern an Parteien (De-Alignment) oder als ein Wechsel bzw. eine Ablösung alter durch neue Bindungen (Re-Alignment) zu beschreiben? Der Frage nach der Stabilität der Konfliktlinien wird anhand ungewichteter Befragungsdaten zu allen Bundestagswahlen außer der des Jahres 1998 nachgegangen. Nach einem sehr ausführlichen theoretischen Teil, in dem Müller die Entwicklung der theoretischen Ansätze der empirischen Wahlforschung darlegt, wird zunächst geprüft, ob "die fraglichen Koalitionen zwischen den sozialstrukturellen Gruppen und 'ihren' Parteien im Verlauf der Bundestagswahlen eher persistent sind oder sich gelockert haben" (24). Anschließend fragt der Autor nach den Ursachen für eine Lockerung sozialstruktureller Cleavages. Müller kommt zu folgendem Ergebnis: Was die erste Frage nach der Stabilität sozialstruktureller Cleavages angeht, so lässt sich in der Tat von einer Lockerung oder Abschwächung der Cleavages sprechen. "Diese Entwicklung zeichnet sich insbesondere ab, wenn man den Blick auf das Wahlverhalten in den sechziger Jahren richtet: diese Wahlen beschreiben die Hochphase der Wählermobilisierung in den entsprechenden sozialstrukturellen Großgruppen. Insbesondere in den neunziger Jahren ist eine Mobilisierung in diesem Ausmaß nicht mehr ersichtlich; [...]. Im konfessionell-religiösen Cleavage hat sich möglicherweise eine Akzentverschiebung von bloßer katholischer Konfessionszugehörigkeit zu religiöser Orientierung ereignet." (232) Bei der Frage nach den Ursachen für diese Erscheinung haben sich, so der Autor, deutlichere Anzeichen für De-Alignment als für Re-Alignment gezeigt. Aus dem Inhalt: II. Hauptteil: 1. Theoretischer Teil: 1.1 Wahlen, Wahlverhalten, Wahlforschung; 1.2 Vorläufer der modernen Wahlforschung; 1.3 Die Begründung der Cleavage-Theorie; 1.4 Die Frage nach der Stabilität sozialstruktureller Cleavages; 1.5 Die Frage nach den Ursachen für eine Lockerung sozialstruktureller Cleavages. 2. Empirischer Teil: 2.2 Die Frage nach der Stabilität sozialstruktureller Cleavages; 2.3 Die Frage nach den Ursachen für eine Lockerung sozialstruktureller Cleavages (West-Deutschland); 2.4 Ausblick: Cleavages nach Wahlentscheidung und Generation (West-Deutschland).
Sven Christian Singhofen (SCS)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaft (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.332 Empfohlene Zitierweise: Sven Christian Singhofen, Rezension zu: Wolfgang Müller: Sozialstrukturelle Cleavages bei Bundestagswahlen in Theorie und Empirie. Frankfurt a. M. u. a.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11666-sozialstrukturelle-cleavages-bei-bundestagswahlen-in-theorie-und-empirie_13875, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13875 Rezension drucken