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Christa Schnabl

Das Moralische im Politischen. Hannah Arendts Theorie des Handelns im Horizont der theologischen Ethik

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1999 (Forum interdisziplinäre Ethik 23); XIV, 399 S.; brosch., 98,- DM; ISBN 3-631-34066-4
Theologische Diss. Wien; Gutachter: G. Virt. - Schnabl bietet zunächst einen weit gefächerten Überblick zu den verschiedenen Themen des Arendtschen Werkes, die sie jedoch berechtigterweise als eng untereinander verbunden sieht und darstellt. So werden Arendts Verständnis von Geschichte, die Unterscheidung der Tätigkeitsformen, die Analyse der Moderne und ihre Theorie der Urteilskraft unter Rückgriff auf ein breit angelegtes Tableau von Arendts Schriften entfaltet. Ins Zentrum dieses Überblicks stellt Schnabl Arendts Begriff des Handelns. Etwas über Arendt hinausgehend, legt sie eine Liste von normativen Voraussetzungen dieses speziellen Handlungs-Begriffes offen: "Wenn man Arendts phänomenologische Anthropologie allerdings rekapituliert, dann wird deutlich, daß die Pluralität so etwas wie den kriteriologischen Brennpunkt ihrer Anthropologie des Handelns darstellt, die Anerkennung der anderen in der Pluralität ist der normative Horizont des Handelns." (267) Zu diesem Kriterium komme des Weiteren etwa die von Arendt betonte Natalität und die Geschichtlichkeit der Situation des Handelns und der handelnden Personen. Diese Erkenntnisse verbindet Schnabl dann mit der theologischen Ethik, wobei ihr gelegentlich die gemeinsame Bezugnahme auf Aristoteles ermöglichte, eine Brücke zwischen den prima facie nicht notwendigerweise verbundenen Theorien zu schlagen. Mit den Arendtschen Kriterien des Handelns unterwirft Schnabl abschließend das traditionelle ethisch-theologische Konzept des Handelns einer wohlüberlegten Kritik. Das als "teleologischer Grundtypus" (363) herausgearbeitete Handelns-Modell theologischer Ethik zeichne sich gerade durch relativ statische Vorstellungen von Subjekt, Objekt, Kausalität und Ziel-Mittel-Relation aus. Durch eine Anreicherung dieses Konzeptes (das eher Arendts Begriff des Herstellens entspricht) mittels der Arendtschen Elemente könne die theologische Ethik eine sinnvolle Aktualisierung erfahren.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Christa Schnabl: Das Moralische im Politischen. Frankfurt a. M. u. a.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11677-das-moralische-im-politischen_13887, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13887 Rezension drucken