Magisterarbeit Potsdam. – Heiling erörtert auf dem Niveau der aktuellen akademischen Diskussion die Frage nach der besonderen Berücksichtigung Russlands in der NATO-Osterweiterung. Wissenschaftliche Ansätze der internationalen Politik und das Für und Wider der einzelnen Akteure (vor allem Russlands) in der Auseinandersetzung um die Osterweiterung der NATO werden knapp und bündig aufbereitet, so dass Heilings Analyse sich besonders als eine kenntnisreiche Einführung für Studierende eignet. In der Einbeziehung der russischen Interessen und Empfindlichkeiten in die Modernisierung der europäischen Sicherheitsstrukturen kommt sie zur folgenden Einschätzung: "Aus russischer Sicht liegen die eigentlichen Gründe der Ablehnung der NATO-Osterweiterung weniger im sicherheitspolitischen Vorgehen der NATO oder in den Sicherheitsinteressen der MOE-Staaten, sondern vielmehr in der mangelnden Vergangenheitsbewältigung, dem Widerspruch zwischen realer Stärke und dem beanspruchten Großmachtstatus" (122). Insofern könne der sicherheitspolitische Aspekt in der ersten Erweiterungsrunde als zweitrangig angesehen werden. Erst mit dem Beitritt der baltischen Staaten werde die Toleranzgrenze Moskaus überschritten. Daraufhin müsse der Westen einen Balanceakt vollziehen, der Russland in die europäischen Institutionen einbeziehe, ohne es dabei vollständig zu integrieren, denn eine Vollmitgliedschaft Russlands in der NATO oder der EU sei in absehbarer Zukunft unrealistisch. Hinsichtlich der europäischen Sicherheitsarchitektur schwebt Heiling eine kooperative Vernetzungen der euro-atlantischen Institutionen vor: "Dabei sollten sich die NATO, als zuständige Organisation für die militärische Dimension der Sicherheit, die EU, als zuständige Organisation für die wirtschaftliche Dimension der Sicherheit und die OSZE als Rahmen, gegenseitig ergänzen. Dazu könnte unter der Ägide der OSZE ein interinstitutionelles Forum aufgebaut werden." (123) Inhaltsübersicht: I. Theoretische Ansätze für ein europäisches Sicherheitssystem: 1. Die realistische bzw. neorealistische Schule; 2. Der Transaktionismus; 3. Das Interdependenzmodell; 4. Die Theorie des demokratischen Friedens; 5. Das institutionalistische Modell; 6. Das Zivilisierungsmodell; 7. Zwischenergebnis: Theoretischer Lösungsansatz für die Modernisierung der europäischen Sicherheitsarchitektur. II. Europäische Sicherheit: 1. Europäische Integrationsprozesse; 2. Der Krieg in Ex-Jugoslawien. III. Das Drängen der MOE-Staaten zum Westen: 1. Die Visegrad-Staaten; 2. Rumänien und Bulgarien sowie die Balkanstaaten; 3. Die baltischen Staaten; 4. Die Auswahl der Beitrittskandidaten. IV. NATO als Kernstück der europäischen Sicherheitsarchitektur?: 1. Der Nordatlantikvertrag (NV) von 1949; 2. Annäherung der NATO und der MOE-Staaten; 3. Die NATO-Studie. V. Westliche Debatten um die Ausdehnung des Bündnisses: 1. Chancen und Gefahren der Osterweiterung; 2. Nationale Standpunkte im Westen; 3. Ratifizierung; 4. Finanzierung der NATO-Osterweiterung. VI. Die russische Dimension der Osterweiterung: 1. Entwicklung der russischen Position von 1990-1997; 2. Die innenpolitische Instabilität; 3. Die russische Argumentation gegen die NATO-Osterweiterung; 4. Beitritt Russlands zur NATO; 5. Besondere Beziehung zwischen Russland und der NATO: Die Gründungsakte; 6. Die alternative sicherheitspolitische Konzeption Russlands. VII. Realisierungschancen für eine NATO-Osterweiterung: 1. Politische Grundszenarien der Erweiterung; 2. Die Einbindung Russlands in die westlichen Institutionen.