Gesellschaftswiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: H. Münkler, J. Esser. - Basisdemokratie erhält mit dieser Arbeit ein eigenes Kapitel in der bundesrepublikanischen Demokratiegeschichte als zentrales Gestaltungsprinzip bewegungsgeleiteter Politik. Die neuen sozialen Bewegungen verfolgten, so der Autor, mit der Einführung basisdemokratischer Prinzipien den urdemokratischen Anspruch, eine direkte Mitsprache aller Betroffenen und Interessierten in Fragen des Gemeinwesens zu ermöglichen - ohne jedoch den institutionellen Rahmen infrage zu stellen. Basisdemokratie hat somit einen dualen Charakter: als politisches Gestaltungsprinzip und als Mittel ziviler Intervention in Meinungsbildungsprozessen. Vandamme verfolgt die Verwirklichung dieses doppelten Anspruchs in der Bundesrepublik anhand von drei Beispielen. Dies erweist sich insoweit als zweckmäßig, als Basisdemokratie in der praktischen Umsetzung entwickelt wird. Bei den drei analysierten Zentralkonflikten handelt es sich um die Auseinandersetzung über den Ausbau des AKW Wyhl 1972 bis 1976, die andauernde Debatte um die atomare Nutzung des Standorts Gorleben und die Gründung der "Freien Republik Wendland" ab 1976 sowie die Datenschutzdebatte im Kontext der Volkszählung 1983. Im Ergebnis macht der Autor einen Revitalisierungseffekt für die demokratische Kultur aus, jedoch existiert auch bei der Umsetzung basisdemokratischer Prinzipien das Problem des Willens zur Partizipation als Voraussetzung für Erfolg: "Basisdemokratische Partizipationsmuster strahlen - über ihren inhaltlichen Beitrag zu Problemlösungen hinaus - auf die politische Kultur eines Gemeinwesens aus (Revitalisierung!) und erhalten damit auch für Kampagnen eine hohe Bedeutung: Denn sie können nur dort auf fruchtbaren Boden fallen, wo die allgemeine Bereitschaft zur Mitwirkung zuvor bereits vorhanden ist." (204)