Die fünf Essays des Journalisten und politischen Kommentators Ignatieff beruhen auf Reisen durch Serbien, Kroatien und Bosnien, durch Ruanda, Burundi und Angola sowie durch Afghanistan. Ziel dieser Reisen in die Krisengebiete der neunziger Jahre war es herauszufinden, "welches Gemisch aus moralischer Solidarität und Hybris die westliche Welt dazu bewogen hat, sich auf dieses kurze Abenteuer, Ordnung in der Welt zu schaffen, einzulassen". (7) Im Zentrum stehen dabei Überlegungen zu den moralischen Grundlagen jenes "plötzlichen Impulses, 'etwas zu tun', wenn wir im Fernsehen die schrecklichen Bilder aus Bosnien, Ruanda oder Afghanistan sehen" (8). Gleich im ersten Essay stellt Ignatieff aber klar, dass gerade das Fernsehen durch die zunehmenden Sachzwänge in seiner Berichterstattung moralisch fragwürdige Konsequenzen hervorruft. Die Entwicklung stereotyper Wahrnehmungsmuster ist dabei nur eine sehr bedenkliche Folge des Darstellungsmodus im Fernsehen. Viel schlimmer findet Ignatieff, dass dadurch "das gezeigte Leid entehrt" wird, denn als Folge davon "werden die Kosten nicht nur in Scham, sondern auch in Menschenleben gemessen werden" (45). Die Hintergründe solcher blutigen Konflikte sind das Thema der übrigen Essays. Ignatieff befasst sich darin mit dem Zusammenhang von Krieg, ethnischen Konflikten, Menschenrechten und den Medien. Seine Texte gleichen streckenweise Reportagen, an anderen Stellen sind sie wiederum sehr durchdachte und glänzend formulierte Analysen der Grundlagen von Konflikten. Allzu viel Hoffnung auf eine Zivilisierung des Krieges kann der Autor aber auch nicht machen. Inhalt: Ist uns nichts mehr heilig?; Zur Ethik des Fernsehens; Der Narzissmus des kleinen Unterschieds; Die Verführungskraft moralischer Empörung; Die Ehre des Kriegers; Der Albtraum, aus dem wir zu erwachen versuchen.