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Bernhard H. F. Taureck

Nietzsche und der Faschismus. Ein Politikum

Leipzig: Reclam Verlag 2000; 304 S.; 24,- DM; ISBN 3-379-01687-X
Gegen die Pauschalurteile, die Nietzsche entweder zu einem Anwalt des Faschismus machen oder ihn von jeglicher Nähe zu faschistischem Gedankengut reinwaschen wollen, wendet sich die lesenswerte Studie Taurecks. Ohne Nietzsches Verherrlichung der Sklavenhaltergesellschaft zu leugnen, ohne seine Nähe zum später von den Faschisten benutzten und um die Schlagworte "Macht", "Rasse" und "Volk" kreisendes Vokabular zu bestreiten, zeigt er, dass sich Nietzsche in protofaschistischer Philosophie zumindest nicht erschöpft. Taureck macht auf zwei Seelen von Nietzsches Denken aufmerksam: seine Schriften folgten einerseits der von Macht, Herrschaft und Krieg geprägten Sprache Machiavellis, andererseits der politikfernen, auf soziale Individuierung zielenden Stimme Montaignes. In Nietzsches Zarathustra weist er nicht nur "einen normativen Diskurs von Gewalt, Krieg, Grausamkeit, Sklaverei um der Gewalt, des Krieges, der Grausamkeit und der Sklaverei willen" (11) nach, sondern auch den subtilen Versuch, die "seit der Antike betriebene Neutralisierung des Seins [...] rückgängig zu machen durch eine Kommunikation zwischen Menschen und dem, was wirklich der Fall ist" (279). "Wer durch das Inferno von Nietzsches Destruktionsäußerungen hindurchgeht, darf die Hoffnung auf das Purgatorio nicht aufgeben." (279). Das Werk ist die überarbeitete und erweiterte Ausgabe des 1989 im Junius-Verlag unter dem Titel "Nietzsche und der Faschismus. Eine Studie über Nietzsches politische Philosophie und ihre Folgen" erschienen Buches.
Florian Weber (FW)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.46 | 2.312 | 5.33 Empfohlene Zitierweise: Florian Weber, Rezension zu: Bernhard H. F. Taureck: Nietzsche und der Faschismus. Leipzig: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11862-nietzsche-und-der-faschismus_14149, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14149 Rezension drucken