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Rainer Hank

Das Ende der Gleichheit oder Warum der Kapitalismus mehr Wettbewerb braucht

Frankfurt a. M.: S. Fischer 2000; 288 S.; geb., 39,80 DM; ISBN 3-10-030055-6
Der Titel ist Programm: Hanks leidenschaftliches Plädoyer für mehr Wettbewerb ist zugleich ein Plädoyer für mehr Ungleichheit. Ausgehend von der "Krise" des "deutschen Modells" (24) der Wirtschafts- und Sozialpolitik beschreibt Hank die Herausforderungen der Globalisierung sowie Liberalisierung und stellt den angelsächsischen Kapitalismus sowie den rheinischen Korporatismus in ihrer Fähigkeit, auf diese Herausforderungen zu reagieren, einander gegenüber. Dabei macht er "keinen Hehl aus seinen großen Sympathien für das amerikanische Modell" (23): Dieses sei die gelungene Verbindung von Kapitalismus und Liberalismus, die mehr Wohlstand, mehr Arbeitsplätze und mehr Konsumentenfreiheit hervorbringt. Der Preis ist ein Mehr an Ungleichheit; doch – so zitiert er den amerikanischen Ökonomen Feldstein – "Armut ist ein Problem. Einkommensungleichheit ist es nicht" (167). Die Wurzel der Kritik der Ungleichheit sei "zumeist" der "pure[...] Neid" (169). Tatsächlich bewirke die Ungleichheit auf mittlere Sicht einen höheren Wohlstand auch für die unteren Schichten und sei zudem gerecht, insoweit sie Leistungsunterschiede widerspiegele. Hank, langjähriger Wirtschaftsredakteur der FAZ und heute Leiter des Wirtschaftsressorts des Tagesspiegel, schreibt in einem flotten, journalistischen Stil und hält sich nicht lange mit schwierigen Fragen auf. So sei z. B. die "globale Wissensgesellschaft" eine Chance für mehr Gleichheit (171); aber die Ungleichheit, die dadurch entsteht, dass einige Bevölkerungsgruppen dauerhaft keinen Zugang zu dieser Wissensgesellschaft haben werden, wird nicht weiter thematisiert. Der Autor erörtert nicht die Gefahren, die aus neuen Spaltungen der Gesellschaft resultieren können. Ähnlich verhält es sich mit Hanks Beteuerung, dass der Wettbewerb, von dem er redet, kein Kampf, keine Anarchie, sondern ein "Spiel" sei, dem "soziale Spielregeln" wie "Fairness, Verlässlichkeit, Vertragstreue" (9) zu Grunde liegen: Was sind denn die Voraussetzungen dafür, dass diese Spielregeln eingehalten werden? Diese zentrale Frage blendet Hank aus, und damit bleibt im Dunkeln, welche Kraft verhindern soll, dass aus dem "Spiel" der bittere Ernst des Kampfes um das Recht des Stärkeren wird.
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 5.42 | 2.22 | 2.262 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Rainer Hank: Das Ende der Gleichheit oder Warum der Kapitalismus mehr Wettbewerb braucht Frankfurt a. M.: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11880-das-ende-der-gleichheit-oder-warum-der-kapitalismus-mehr-wettbewerb-braucht_14171, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14171 Rezension drucken