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Thomas Maak

Die Wirtschaft der Bürgergesellschaft

Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt 1999 (St. Galler Beiträge zur Wirtschaftsethik 26); 325 S.; kart., 65,- DM; ISBN 3-258-06096-7
Diss. Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen; Gutachter: P. Ulrich, T. Gil (Berlin). - "Wer zivilisiert den Kapitalismus?" lautet die Ausgangsfrage von Maak (13). Die Notwendigkeit einer Zivilisierung steht angesichts der Globalisierung, die vor allem "die Rückkehr des Laissez-faire-Kapitalismus auf die Bühne der Weltgeschichte" (14) ist, außer Frage: Das neoliberale Denken, das die Globalisierung dominiert, unterwirft alle Lebensbereiche der ökonomischen Rationalität und dem Streben nach höherer Effizienz; die Gleichheit wird gegen die Effizienz ausgespielt, sodass die soziale Ungleichheit kontinuierlich zunimmt. Der "ethische Nihilismus" (39) des Neoliberalismus kann aber überwunden werden, wenn die Frage nach dem "sinnvollen Wissen über ein gelingendes Leben" gestellt und eine "Einheit in der Differenz" (43) gesucht wird, die die Individuen jenseits der Ökonomie zusammenbindet. Dies soll zum einen eine Ethik der wechselseitigen Anerkennung der Bürger leisten (Teil 2), zum anderen ein Politikbegriff, der von einer formalen Vorstellung vom guten Leben ausgeht (Teil 3). Die gegenseitige Anerkennung und die Überzeugung, dass die Gesellschaft von einer formalen Idee des guten Lebens geleitet werden muss, begründen den "Republikanismus", dessen Kennzeichen "[r]epublikanisch gesinnte Bürger" sind, die sich freiwillig an Verfassungsgrundsätze und moralische Regeln binden (306). Damit kommt Maak zur Antwort auf die eingangs gestellte Frage: "Es sind die Bürger, die den Kapitalismus zivilisieren, und es ist die Bürgergesellschaft, in deren Resonanzraum dies geschieht." (303) Die ethische Grundhaltung der Bürger muss den Kapitalismus begrenzen; welche Möglichkeiten die Wirtschaftsethik dazu bietet, behandelt der Autor im abschliessenden Teil 4 der Arbeit anhand konkreter Beispiele. Das Plädoyer für den Primat der Politik und für eine Wirtschaftsethik, die nicht nur am Egoismuskalkül der Individuen ansetzt, ist überzeugend. Fraglich bleibt jedoch, welches Motiv an die Stelle des Egoismus treten soll – die bloß formale Idee eines guten Lebens wird dies schwer leisten können, eben weil sie von jedem Inhalt abstrahiert.
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 5.44 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Thomas Maak: Die Wirtschaft der Bürgergesellschaft Bern/Stuttgart/Wien: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11884-die-wirtschaft-der-buergergesellschaft_14175, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14175 Rezension drucken