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Peter Wagner / Claude Didry / Bénédicte Zimmermann (Hrsg.)

Arbeit und Nationalstaat. Frankreich und Deutschland in europäischer Perspektive

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2000 (Deutsch-französische Studien zur Industriegesellschaft 23); 442 S.; kart., 88,- DM; ISBN 3-593-36345-3
Der Sammelband ist die Übersetzung des 1999 in Paris erschienenen Werkes "Le travail et la nation". Er versammelt die Ergebnisse eines gemeinsam von der Forschungsgruppe "Institutions et dynamiques historiques de l'économie" (IDHE) des "Centre National de la Recherche Scientifique" (CNRS) und der "École normale Supérieure de Cachan" (ENS) sowie der Forschungsabteilung "Organisation und Technikgenese" des WZB durchgeführten Forschungsprojektes. Die Herausgeber - Wagner vom Europäischen Hochschulinstitut Florenz und der Universität Warwick, Didry vom CNRS und der ENS, Zimmermann von der "École des hautes études en sciences sociales" in Paris - sind Politikwissenschaftler und Soziologen. Hinzu kommen bei den weiteren Autoren Historiker, Erziehungswissenschaftler, Rechtswissenschaftler und ein Wirtschaftswissenschaftler. Entsprechend vielseitig sind die Beiträge, die durch eine "soziologische Klammer" (Fragestellungen, Gesamtaufbau) gut zusammengehalten werden. Die Herausgeber haben sich für ihre Publikation ein doppeltes Ziel gesetzt: "Zum einen beabsichtig[en] sie, anhand von Fallbeispielen die Wechselbeziehung zwischen Genese des Wohlfahrtstaates und der nationalen Verankerung der wirtschaftlichen Praktiken wieder aufzugreifen. Zum anderen zeichne[n] sie über einen langen Zeitraum die Erwartungen nach, die in Frankreich und Deutschland die Menschen im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeiten an den Nationalstaat stellen." (20) Jacques Delors ist beizupflichten, wenn er die Überlegungen zur Verknüpfung von Arbeit und Nation als "anregend" bezeichnet. Dies gilt gerade auch in Bezug auf die offenen Fragen der europäischen Integration. Denn, so Delors, "der nationale Rahmen ist weder für die Organisation des Wirtschaftsraums noch für die rechtliche Regelung der Arbeitsverhältnisse von Natur aus vorgegeben. Er ist selbst das Produkt eines geschichtlichen Prozesses in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts." (9) Schade ist allerdings, dass der Band keine Gender-Perspektive enthält. Gerade bei den für die Gender-Forschung zentralen Begriffen "Arbeit" und "Nationalstaat" und gerade bei der historisch-soziologischen Ausrichtung der Autoren nimmt dies wunder. Inhalt: I. Die Nation als Ressource für die Organisierung von Praktiken: Angelo Pichierri: Der Staat und regionale ökonomische Identitäten (27-44); Claude Didry / Peter Wagner: Transformation des europäischen Kapitalismus: Der Erste Weltkrieg und die Nationalisierung der Wirtschaft in Frankreich und Deutschland (45-74); J. Adam Tooze: Die Erfassung der wirtschaftlichen Tätigkeit: Zur Geschichte der Wirtschaftsstatistik in Frankreich und Deutschland 1914-1950 (75-99); Ulrich Mückenberger / Alain Supiot: Ordre public social und Gemeinschaft: Zwei Kulturen des Arbeitsrechts (100-127); Jürgen Schriewer / Klaus Harney: Beruflichkeit versus culture technique: Zu einer Soziogenese arbeitsbezogener Semantik (128-168). Bénédicte Zimmermann: II. Krise des Liberalismus und Begründungsmuster für kollektives Handeln (169-175): Didier Renard: Das Fürsorge- und das Versicherungsprinzip in der französischen Sozialpolitik: Von einer grundsätzlichen Opposition zur Koexistenz (176-198); Sandrine Kott: Der deutsche Sozialstaat im neunzehnten Jahrhundert: Konservatives Modell, liberale Inspiration und Praktiken (199-223); Sabine Rudischhauser: Fairer Lohn und freier Wettbewerb: Nachfrage der öffentlichen Hand und Entstehung eines nationalen Arbeitsmarktes 1890-1914 (224-249); Heidrun Homburg: Die soziale Selbstbestimmung und der moderne Interventionsstaat: Der Tarifvertrag in Deutschland 1890-1933 (250-282); Bénédicte Zimmermann: Arbeitslosigkeit um die Jahrhundertwende: Zwei Formen der statistischen Konstruktion einer nationalen Kategorie (283-307). Claude Didry: III. Qualitäten und Qualifikationen: Die Wirksamkeit von Konventionen in der Arbeitssituation (309-313): Alain Dewerpe: Der französische Stil: Das Passagierschiff als Repräsentant der Nation 1900-1935 (314-345); Mikael Hård / Andreas Knie: "Stile" oder "Sprachen" in der Technik? Orthodoxer und pragmatischer Dieselmotorenbau (346-374); Normand Filion: Kriterien der Bewertung: Tugend und Disziplin in Personalbewertungssystemen französischer und deutscher Großunternehmen 1975-1995 (375-406); Robert Salais: Nationale wirtschaftliche Identitäten und Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Deutschland (407-434).
Christine Rosenbrock (CR)
Rubrizierung: 2.2 | 2.3 | 2.61 | 2.342 | 2.262 Empfohlene Zitierweise: Christine Rosenbrock, Rezension zu: Peter Wagner / Claude Didry / Bénédicte Zimmermann (Hrsg.): Arbeit und Nationalstaat. Frankfurt a. M./New York: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11908-arbeit-und-nationalstaat_14209, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14209 Rezension drucken