Seit etwa zehn Jahren hat sich unter den israelischen Historikern eine neue Strömung herausgebildet, die sogenannte revisionistische oder postzionistische Schule. Ihre Vertreter haben Schlüsselereignisse der frühen israelischen Geschichte beziehungsweise der Vorgeschichte des israelischen Staates einer Neubewertung unterzogen und damit die vorherrschende zionistische Geschichtsschreibung in weiten Teilen infrage gestellt. Die bedeutendsten Beiträge dieses israelischen Historikerstreits, von dem bislang nur wenige Positionen in deutscher Sprache zugänglich waren, versammelt dieser Band, der auf Teile einer israelischen Edition zurückgeht. Auch wenn die Beiträge in ihren Untersuchungsgegenständen sehr unterschiedlich gefasst sind, so eint sie doch als inhaltliche Klammer das Ziel, das etablierte israelische Geschichtsbild zu hinterfragen und einer Revision zu unterwerfen. Dabei wird deutlich, welche politischen Folgerungen sich aus ihren Positionen für die heutige israelische Politik und den arabisch-israelischen Konflikt ableiten lassen, insbesondere in der Frage der Vertreibung und heute geforderten Rückkehr palästinensischer Araber. Inhalt: Yoav Gelber: Die Geschichtsschreibung des Zionismus: Von Apologetik zu Verleugnung (15-44); Benny Morris: Anmerkungen zur zionistischen Geschichtsschreibung und dem Transfergedanken in den Jahren 1937-1944 (45-62); Ilan Pappe: Der Zionismus als Kolonialismus - ein vergleichender Blick auf Mischformen von Kolonialismus in Asien und Afrika (63-93); Dan Michman: Die Forschung über "Zionismus und Shoa" (94-128); Uri Ram: Zionismus und Postzionismus: Der soziologische Kontext der Historikerdebatte (129-150); Amnon Raz-Krakotzkin: Historisches Bewußtsein und historische Verantwortung (151-207); Daniel Gutwein: "Neue Historiographie" oder die Privatisierung des Gedächtnisses (208-255).