Soziale Gerechtigkeit in der Politik. Orientierungen von Politikern in Deutschland und den Niederlanden
Diss. Leipzig; Gutachter: G. Vobruba. - Nachdem bereits im Vorwort Naturrecht und Schöpfung als interessengeleitete Konstruktionen "entlarvt" werden und damit als Ursprung von Gerechtigkeit ungeeignet erscheinen, müssen die Gesellschaftsingenieure an die Front. Auch sie können und wollen keine Moral konstruieren, sodass nichts anderes übrig bleibt, als die "empirisch vorfindlichen Deutungsmuster sozialer Gerechtigkeit, die Individuen in ihren Alltagsdeutungen von Wirklichkeit vornehmen" (58), zu untersuchen. Pioch erfragt und analysiert die Gerechtigkeitsvorstellungen sozialpolitischer Experten in Deutschland und den Niederlanden. Dabei handelt es sich fast durchweg um Akteure der Politik und ihre Reformvorschläge. Es zeigt sich, dass die unterschiedlichen sozialpolitischen Institutionen beider Staaten verschiedene normative Orientierungen und Gestaltungsvorschläge für die Politik freisetzen. Die umfangreiche Studie endet in einer Apologie auf wohlfahrtsstaatliches Handeln: "Erst in sozialpolitisch unterfütterten Handlungsspielräumen können sich Individuen überhaupt auf Individualisierung und Innovation einlassen." (442)
Inhaltsübersicht: Soziale Differenzierung und die Konsequenzen für eine Politik der Moral; Eine empirische Untersuchung von Deutungsmustern sozialer Gerechtigkeit in der Sozialpolitik; Sozialpolitik in den Niederlanden; Gerechtigkeitsvorstellungen in der Sozialpolitik der Bundesrepublik Deutschland; Fallvergleich: Bundesrepublik Deutschland; Gerechtigkeitsvorstellungen in der Sozialpolitik der Niederlande; Fallvergleich Niederlande; Das Gerechtigkeitsspektrum und die sozialpolitischen Reformvorschläge in Deutschland und in den Niederlanden - Ein Ländervergleich; Der Gerechtigkeitskorridor für sozialpolitische Reformen in Deutschland und den Niederlanden