Begonnen in den Wochen nach dem Tod Lenins am 21. Januar 1924, hatte Trotzki die Aufzeichnung seiner persönlichen Erinnerungen an den Vorsitzenden der Bolschewiki und Führer der Oktoberrevolution zunächst als Materialgrundlage für eine geplante Biographie Lenins angelegt (der Text erschien unbearbeitet noch 1924 auch auf Deutsch, wurde aber im Zuge der einsetzenden Stalinisierung auch der KPD sofort wieder eingestampft). Darin schildert er kurze, aber kennzeichnende Episoden aus Leben und Arbeitsalltag des Exilanten, dem er erstmals 1902 in London begegnete, beschreibt dessen Reaktionen auf wichtige Zeitereignisse und charakterisiert Lenins engste Mitarbeiter sowohl vor 1917 als auch nach der Oktoberrevolution. Schwerpunkt der Aufzeichnungen sind zum einen das letzte Halbjahr (1902/03) des Bestehens der alten Iskra (das Parteiorgan der russischen Kommunisten) bis zur Spaltung der Parteiführung im Gefolge des 2. Parteitags, zum anderen die entscheidende Phase der Revolution in Russland zwischen dem Sommer 1917 und dem Herbst 1918; den späteren Ereignissen und Entwicklungen sind nur mehr sporadische Einträge gewidmet. Unübersehbar bemüht sich Trotzki, Lenins politisches Profil als Revolutionär beziehungsweise Revolutionsführer herauszuarbeiten, indem er dessen Arbeitsweise, Argumentation, Diskussionsverhalten und politisches Taktieren in Zusammenhang mit den jeweils beherrschenden Fragen innerhalb der kommunistischen Kader beziehungsweise Parteiführung stellt. Damit versucht er auch - wie er im Vorwort ausdrücklich betont - dem unmittelbar nach Lenins Tod einsetzenden Personenkult, den er als Stilisierung Lenins zum "Oberhaupt einer Priesterhierarchie" (7) charakterisiert, entgegenzuwirken.