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Günter Rohrmoser

Kampf um die Mitte. Der Moderne Konservativismus nach dem Scheitern der Ideologien

München: Olzog 1999; 352 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-7892-8023-2
Rohrmoser, Universitätsprofessor der Philosophie und Vordenker eines Christlichen Konservatismus, will Perspektiven entwickeln, die Demokratie und Rechtsstaat in Deutschland sicherstellen. Er tritt erneut dafür ein, "dem Konservativismus im öffentlichen Konzert der Meinungen und Positionen wieder eine Stimme zurückzugeben" (185). Konkret strebt Rohrmoser einen Zusammenschluss der Nationalkonservativen, der Ordoliberalen und der konservativen Christen unter einem - auf einem theoretischen Fundament aufbauenden - "Modernen Konservativismus" an. "Wenn man alle diese Gruppen zusammennimmt, dann stellen sie durchaus ein Kräftepotential dar, das zweifellos diese Republik verändern oder - besser gesagt - vor dem Schlimmsten bewahren kann. [...] Das Konzept der radikalen Mitte versucht, eine Antwort zu geben auf den Anarchismus, Sozialismus, Nihilismus, die sich als Folge der Kulturrevolution von 1968 durchgesetzt haben." (24 f.) Die Religion nimmt im Koordinaten- und Wertesystem Rohrmosers einen zentralen Platz ein, was auch in dem neuen Buch zum Ausdruck kommt. Denn vor allem im Begreifen der Wahrheit einer Religion sieht er die Chance, die notwendige innere Stabilität unserer Gesellschaft wieder herzustellen. "Ohne Religion gibt es keine Sittlichkeit." (348) Rohrmoser schildert auch die Konsequenzen, die sich aus dem Fehlen einer starken konservativen Position in der Gesellschaft ergeben: "Es ist für eine Demokratie auf die Dauer unerträglich, wenn jeder, der die herrschende linksliberale Sprachregelung verläßt, mittlerweile selbst von Vertretern konservativ-liberaler Parteien unter den Verdacht potentieller oder faktischer Verfassungsfeindlichkeit gestellt" wird (10). Es bestehe die Gefahr, dass immer stärkere Teile der Wählerschaft kein politisches Zuhause mehr hätten, wenn nur noch liberales, libertäres oder sozialdemokratisches Denken als demokratisch legitim anerkannt werde. Die Folge sei dann ein rechtes oder rechtsradikales Wahlverhalten. Zur Stabilisierung der Demokratie wäre somit eine rechte Mitte notwendig, die über die "Kraft verfügt, sich nicht nur politisch, sondern auch geistig-kulturell sowohl von einem libertären Liberalismus wie von einer Rechten abzugrenzen, die glaubt, durch einen Rückgriff auf Ideen und Theorien der konservativen Revolution der 20er Jahre unsere Probleme lösen zu können" (11). Der Autor will "eine Aufklärung über die wahre geschichtlich-gesellschaftliche Lage" (7). Denn wer das "Interpretationsmonopol" dessen, "was man allenthalben 'Vergangenheitsbewältigung' nennt", "der bestimmt auch, welche praktischen politischen Konsequenzen zu ziehen sind" (184) und die CDU habe hier alle Schlachten verloren.
Karsten Rudolf (KRu)
Dr.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Karsten Rudolf, Rezension zu: Günter Rohrmoser: Kampf um die Mitte. München: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12343-kampf-um-die-mitte_14743, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14743 Rezension drucken