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Günter Rohrmoser

Geistige Wende. Christliches Denken als Fundament des Modernen Konservativismus

München: Olzog 2000; 391 S.; geb., 58,- DM; ISBN 3-7892-8025-9
Seit einiger Zeit wird in Deutschland eine Debatte um eine notwendige geistige Erneuerung geführt. Der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog forderte mit großem öffentlichen Echo die umfassende geistige Erneuerung und den Ruck, welcher durch Deutschland gehen müsse und die langjährige Chefredakteurin der Wochenzeitung "Die Zeit", Marion Gräfin Dönhoff, sprach von der unerträglichen geistigen Öde, die durch die metaphysische Leere unserer Zeit hervorgerufen wird. Rohrmoser stellt sich dieser Debatte aus der Sicht des Christen und überzeugten Konservativen. In seinen Ausführungen steht vor allen Dingen die Frage nach den Grundlagen einer solchen Erneuerung im Vordergrund. Für ihn besteht die Wende in einem modernen Konservativismus auf der Grundlage des christlichen Erbes. Dieser ist, so Rohrmoser, gezwungen, sich mit der "Entchristlichung" unserer Zeit auseinander zu setzen und sich von den Ideen der "Neuen Rechten" abzusetzen. Geistige Erneuerung im Sinne einer christlichen Wende und Neubesinnung vermag die Grundlagen unseres Rechts- und Sozialstaates zu betonen und dem gesellschaftlichen Verfall entgegenzuwirken. Dabei zeichnet er ein düsteres Bild von der Zukunft unserer Gesellschaft bei fortschreitender Auflösung und Negation des christlichen Fundaments: "Das diffuse Bild, das der Liberalismus zwischen Verdämmern und Euphorie bietet, verstellt uns aber nur den Blick dafür, dass die westliche Demokratie sich in einer tiefen Krise befindet, die in wesentlichen Zügen mit der der 20er-Jahre übereinstimmt. Dem Verfall kultureller Selbstverständlichkeiten etwa steht der Liberalismus ohnmächtig und ratlos gegenüber. Moralischer und geistiger Relativismus ist nicht immer ein Ausweis liberaler Gesinnung, sondern kann ein Zeichen mangelnder Sensibilität im Prozess einer Gesellschaft sein, an deren Ende durchaus die Barbarei wiederkehren könnte." (378) Allerdings bleibt der Autor auf dieser Ebene weitestgehend stehen und vermag nicht, die Bindungskraft seiner Idee einer Symbiose von Liberalismus und Konservativismus überzeugend darzustellen. Ebenso greifen seine Ausführungen in der Darstellung der unmittelbaren Konsequenzen einer solchen Erneuerung für die Zukunft der liberalen Demokratie zu kurz.
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 2.331 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Günter Rohrmoser: Geistige Wende. München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12344-geistige-wende_14744, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14744 Rezension drucken