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Angelika Krebs (Hrsg.)

Gleichheit oder Gerechtigkeit. Texte der neuen Egalitarismuskritik

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2000 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1495); 224 S.; kart., 19,90 DM; ISBN 3-518-29095-9
In der Debatte über Gerechtigkeit nimmt der Egalitarismus (unterschiedlich etwa von Rawls, Dworkin oder Nagel vertreten) eine starke, in jüngster Zeit freilich auch dezidiert kritisierte Position ein. Als egalitaristisch sind - bei aller Vielfalt der einzelnen Argumente - Auffassungen zu verstehen, die Gleichheit einen Eigenwert zuschreiben und es demzufolge als Gebot von Gerechtigkeit ansehen, unverdiente Nachteile Einzelner auszugleichen. Welche spezifischen Dimensionen (wie Ressourcen, Grundgüter oder Chancen) dann als besonders gleichheitsrelevant anzusehen wären, ist in der Equality-of-What-Debatte ausführlich behandelt worden. Abgesehen von Nozicks früher radikal-libertärer Kritik rückt die Frage, ob Gleichheit überhaupt zur Fundierung von Gerechtigkeit tauge, erst in den letzten Jahren in die Aufmerksamkeit der (angelsächsischen) politischen Philosophie. Krebs hat in diesem Band exemplarische Positionen dieser Why-Equality?-Debatte zusammengestellt und in ihrer sehr informativen Einleitung eine Systematisierung der vier zentralen Einwände der Nonegalitaristen vorgenommen (10 ff.). Zu Recht weist sie darauf hin, dass diese Auseinandersetzung zwar zunächst "Klarheit in die Frage der Begründung von Gerechtigkeitsforderungen" bringen will (16), aber darüber hinaus durchaus auch praktische Konsequenzen haben könnte. Das betrifft vor allem einige Implikationen des Gleichheitspostulats, so die Verwechslung von Allgemeinheit und Gleichheit, die problematische Betonung von Willensfreiheit oder die stigmatisierenden Nebenfolgen einer letztlich bürokratischen Umsetzung derartiger Forderungen. Vier der Texte sind - in zwei Fällen mit Genehmigung der Verfasser leicht modifizierte - deutsche Erstveröffentlichungen, die Beiträge von Margalit und Walzer sind Auszüge aus anderen deutschen Übersetzungen (Margalit: "Politik der Würde" 1997, Walzer: "Sphären der Gerechtigkeit" 1992). Inhalt: Angelika Krebs: Einleitung: Die neue Egalitarismuskritik im Überblick (7-37); Harry Frankfurt: Gleichheit und Achtung (38-49); Joseph Raz: Strenger und rhetorischer Egalitarismus (50-80); Derek Parfit: Gleichheit und Vorrangigkeit (81-106); Avishai Margalit: Menschenwürdige Gleichheit (107-116); Elizabeth S. Anderson: Warum eigentlich Gleichheit? (117-171); Michael Walzer: Komplexe Gleichheit (172-214). Auswahlbibliographie (215-221).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.44 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Angelika Krebs (Hrsg.): Gleichheit oder Gerechtigkeit. Frankfurt a. M.: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13377-gleichheit-oder-gerechtigkeit_16033, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16033 Rezension drucken