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Norman G. Finkelstein

Die Holocaust-Industrie. Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird. Aus dem Amerikanischen von Helmut Reuter

München/Zürich: Piper 2001; 234 S.; 6. Aufl.; geb., 19,43 €; ISBN 3-492-04316-X
"Dieses Buch ist eine Anatomie der Holocaust-Industrie und zugleich eine Anklage gegen sie." (9) Mit diesem Satz ist nicht nur das Anliegen des Buches beschrieben, sondern auch das fundamentale Problem, das diesem anhaftet, da sein Autor nur ungenügend zwischen Analyse und engagierter Vertretung eigener Positionen unterscheidet. Finkelstein geht es nicht um die Vernichtung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten, sondern um die Erinnerung daran in den Vereinigten Staaten. Diese Erinnerung werde von der Holocaust-Industrie missbraucht. "Daß die amerikanischen Juden die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis 'entdeckt' haben, scheint mir manchmal schlimmer als die Tatsache, daß sie in Vergessenheit geraten war." (13) Auf die Nachfrage, wer diese Holocaust-Industrie sei, bleibt das Buch allerdings eine zufrieden stellende Antwort schuldig. 'Die amerikanischen Juden' hätten 'den Holocaust' zu einer kulturellen Metapher ausgebaut, mit der sie nun verwerfliche Politiken rechtfertigten: Die Politik des Staates Israels gegenüber seinen Nachbarn; grobe Menschenrechtsverletzungen in den Vereinigten Staaten, vor allem gegenüber der schwarzen Bevölkerung; schließlich Erpressung der Schweizer Banken und der deutschen Industrie auf Zahlung riesiger Geldsummen, von denen ein Großteil nicht den Opfern direkt zukomme, sondern den jüdischen Organisationen, die sich in die juristischen Auseinandersetzungen eingeschaltet hätten. Da die Holocaust-Industrie insbesondere das letzte Ziel rücksichtslos verfolge, sei es "vor allem sie, die den Antisemitismus in Europa schürt" (136). Es ist nicht einfach, diesen alles andere als neuen Vorwurf, die Juden seien am Antisemitismus selbst schuld, wieder mit Finkelsteins eigenem Hauptanliegen in Einklang zu bringen: "Heute besteht die Herausforderung darin, die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis wieder zu einem rationalen Forschungsgegenstand zu machen." (153)
Markus Lang (ML)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Markus Lang, Rezension zu: Norman G. Finkelstein: Die Holocaust-Industrie. München/Zürich: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14046-die-holocaust-industrie_16830, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16830 Rezension drucken