Diss. Gießen; Gutachter: R. Seidelmann. – Bereits seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion bemühen sich Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan um eine regionale Kooperation. Während anfangs schwerpunktmäßig ökonomische Fragen verhandelt wurden, gewannen sicherheitspolitische Aspekte nach dem 9. November 2001 an Bedeutung für die Kooperation in der Region. Zudem nahmen internationale Akteure, allen voran Russland, die USA und China, verstärkt Einfluss. List analysiert die Organisationsstrukturen, Interessen und Aktivitäten der verschiedenen Regionalorganisationen und arbeitet die Ursachen für die Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Zusammenarbeit heraus. Sie zeigt, dass trotz aller Bemühungen nach wie vor die nationalen Interessen der ehemaligen Sowjetrepubliken deren Politik bestimmen. Die unterzeichneten Abkommen würden faktisch kaum umgesetzt; tatsächliche Kooperationen seien meistens durch Sachzwänge bestimmt. Als Gründe hierfür nennt List u. a. das Misstrauen und die Konkurrenz zwischen den Staaten, deren ökonomisches und politisches Machtpotenzial sich stark unterscheide. Auch die Bereitschaft zur Einschränkung der gerade gewonnenen nationalen Souveränität sei nur gering. Zudem seien die nationalen Politiken in allen zentralasiatischen Staaten stark durch die Position der jeweils amtierenden, mit weit reichenden Entscheidungsbefugnissen ausgestatteten Präsidenten bestimmt. Plötzliche Kurswechsel und die Nichteinhaltung bereits unterzeichneter Vereinbarungen seien deshalb nicht auszuschließen. Für die Zukunft der regionalen Kooperation seien folglich verschiedene Szenarien vorstellbar, deren Spektrum von einer umfassenden Einbindung in den regionalen Zusammenhang bis hin zu einem völligen Rückzug aus allen Kooperationen reiche.