Achtung Zone. Warum wir Ostdeutschen anders bleiben sollten
„Die Ostdeutschen sind anders“, (9) behauptet Hensel und deshalb wolle sie sich, selbst eine Ostdeutsche, von dem „ewig fremden Blick auf die ostdeutsche Gesellschaft emanzipieren“ (10). Allerdings bleibt im Laufe der Argumentation unklar, ob dieses Anderssein überhaupt existiert und für wen die Autorin spricht. In das Buch ist keine breite eigene Recherche eingeflossen, es fehlen schlicht die Kronzeugen für ihre These. Besonders deutlich wird dies in der etwas langatmigen Darstellung des Streits über den Vorwurf an die inzwischen verstorbene Schauspielerin Jenny Gröllmann, als IM tätig gewesen zu sein, und die Auseinandersetzung darüber mit ihrem inzwischen ebenfalls verstorbenen Ehemann, dem Schauspieler Ulrich Mühe. Die Autorin betont, nicht mit näheren Verwandten oder Freunden gesprochen zu haben, und bietet so eine schwache, nichts Neues zutage fördernde Analyse, in der mitnichten eine spezifische Ostseele oder Ähnliches durchschimmert. Auch in den anderen Kapiteln werden allenfalls Schlaglichter auf deutsche Zustände geworfen, die in ihren Konstellationen sicher von den Bedingungen im Nachwendeland geprägt sind, die These von einer besonderen Mentalität aber nicht belegen. Insgesamt stellt das Buch damit keinen erhellenden Beitrag zur politischen Kultur Deutschlands nach 1989 dar.