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Richard Traunmüller / Isabelle Stadelmann-Steffen / Kathrin Ackermann / Markus Freitag

Zivilgesellschaft in der Schweiz. Analysen zum Vereinsengagement auf lokaler Ebene

Zürich: Seismo 2012 (Freiwilligkeit); 239 S.; 35,- €; ISBN 978-3-03777-113-6
Die Politikwissenschaftler_innen von der Forschungsstelle „Freiwilliges Engagement und Sozialkapital“ der Universität Bern legen mit ihrer Studie zur schweizerischen Zivilgesellschaft eine wichtige und innovative Untersuchung vor. Auf Basis zweier Primärerhebungen – der umfassenden Gemeindebefragung „Lokale Strukturen und freiwilliges Engagement in der Schweiz 2010“ sowie der in 60 Kommunen durchgeführten repräsentativen Bevölkerungsumfrage „Schweizer Freiwilligen‑Monitor Gemeinden“ – werden die Handlungskontexte von bürgerschaftlichem Engagement analysiert. Die der Studie zugrunde liegende Annahme lautet, dass lokale Gemeindemerkmale einen wesentlichen Einfluss auf das freiwillige Vereinsengagement von Bürger_innen in der Schweiz haben. Unter Freiwilligkeit verstehen die Autor_innen „jede Aktivität, für die ohne eine unmittelbare monetäre Gegenleistung zu erhalten, Zeit oder Geld aufgewendet wird, um einer anderen Person, einer Gruppe oder Organisation zu nutzen“ (25). Der Vergleich der Kommunen ermöglicht es, die Wirkung einzelner Faktoren in verschiedenen Kontexten auf das Ausmaß der Freiwilligkeit zu studieren. Die zentralen Befunde der beiden Erhebungen zur Struktur der Vereinslandschaft sowie zum Ausmaß der Freiwilligkeit der Schweizer_innen werden in Teil II der Studie ausführlich beschrieben. Der dritte Teil liefert Erklärungen für den Zusammenhang von Freiwilligkeit und ihren kulturellen Grundlagen (sprachregionale Unterschiede, religiöse Traditionen und Kultur, Struktur und Kultur der lokalen Zivilgesellschaft), ihren sozio‑strukturellen Voraussetzungen (Bildungsstruktur, Erwerbsstatus, einwanderungsbedingte kulturelle Vielfalt) sowie möglichen politisch‑institutionellen Faktoren (u. a. Grad der Gemeindeautonomie, Instrumente der Engagementförderung). Zu den zentralen Befunden zählt, dass das Ausmaß der Freiwilligkeit von der Größe der Kommune, der Tradition und Kultur der Schweizer Sprachregionen sowie der Bandbreite des Angebotes für freiwilliges Engagement abhängt. Interessant ist auch, dass gezielte Engagementförderung seitens der Politik zu einer breiteren Verankerung der Freiwilligkeit in der Gesellschaft führt. „Kultur bestimmt die Quantität, Politik die soziale Qualität lokaler Vereinstätigkeit“ (214), so die Autor_innen, die zudem festhalten, dass die gezielte Engagementförderung zu einer „qualitativen ‚Demokratisierung‘ der Freiwilligkeit“ (215) führt. Hierzu wird am Ende noch eine Reihe von vorsichtigen Denkanstößen für die praktische Umsetzung geliefert.
Christoph Mohamad-Klotzbach (CHM)
M. A., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft und Sozialforschung, Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Rubrizierung: 2.5 | 2.22 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Christoph Mohamad-Klotzbach, Rezension zu: Richard Traunmüller / Isabelle Stadelmann-Steffen / Kathrin Ackermann / Markus Freitag: Zivilgesellschaft in der Schweiz. Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14902-zivilgesellschaft-in-der-schweiz_42315, veröffentlicht am 25.04.2013. Buch-Nr.: 42315 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken