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Eric Chauvistré

Das atomare Dilemma. Die Raketenabwehrpläne der USA

Berlin: Espresso Verlag 2001; 158 S.; pb., 12,73 €; ISBN 3-88520-791-5
Seit dem Amtsantritt von Präsident George W. Bush zeichnet sich ab, dass die USA ein System zur Abwehr ballistischer Raketen aufbauen werden. Diese Ankündigung hat, da sie den ABM-Vertrag betrifft, diplomatische Verstimmungen, vor allem bei Russland und China ausgelöst. Aber auch die europäischen Verbündeten der USA sehen mit Ausnahme Großbritanniens vorwiegend eine Gefährdung existierender Rüstungskontrollabkommen und der mit ihnen verbundenen globalen strategischen Stabilität. Seit die Bundesregierung aus technologie- und wirtschaftspolitischen Gründen eine deutsche Beteiligung an der National Missile Defense (NMD) in Aussicht gestellt hat, sind diese Pläne auch in der Bundesrepublik zum Gegenstand einer kontroversen politischen Debatte geworden. Der Autor, freier Journalist und Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der FU Berlin, sieht im NMD-Projekt die Konsequenz aus der Entwicklung der amerikanischen Außen- und Militärpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte. Die Bezugnahme auf Schurkenstaaten und der Glaube an technische Wunderwaffen bildeten, so Chauvistré, dabei die ideologischen Grundpfeiler des Programms. Es verbessere amerikanische Interventionsmöglichkeiten, selbst wenn potenzielle Gegner das Territorium der USA oder ihrer Verbündeten bedrohten. Mit dieser auf einzelne Aspekte der amerikanischen Innenpolitik begrenzten Sicht hat der Autor aber nur einen Teil der Diskussion der USA zur Kenntnis genommen beziehungsweise verstanden. Denn das Hauptargument für NMD war vonseiten der USA immer, dass nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes neue Akteure im internationalen System an Bedeutung gewonnen hätten, die eine unmittelbare Bedrohung für die USA darstellten. Es ist zu einfach, diese Perzeption als eine Chimäre oder Hysterie zu kennzeichnen. Selbst wenn man NMD aus vielfältigen Gründen für ungeeignet halten mag, mit diesen neuen Bedrohungen umzugehen, so haben die Terroranschläge vom September 2001 unterstrichen, dass diese existieren und dass die USA gut beraten sind, nach entsprechenden Gegenstrategien zu suchen. Inhalt: Sehnsucht nach Unverwundbarkeit: Die Renaissance der Raketenabwehr; Willkommen im Club Mad: Auf der Suche nach dem neuen Feind; Globalisierte Bedrohung: Kriegsplanung nach der atomaren Revolution; Zurück in die Zukunft: Von Reagans SDI zu Bushs NMD; Asymmetrische Aufrüstung: Atomwaffen gegen Interventionen; Eine Gewehrkugel treffen: Das Konzept der US-Raketenabwehr; Im Westen nichts Neues: Motive, Gefahren - und Alternativen.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.22 | 4.41 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Eric Chauvistré: Das atomare Dilemma. Berlin: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15036-das-atomare-dilemma_17074, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17074 Rezension drucken